Berliner Wirtschaft 9/2018

EDITORIAL 03 BERLINER WIRTSCHAFT 09/18 FOTO: IHK BERLIN/OLIVER LANG Ob in Politik oder Management: Wer nur auf schnelle Erfolge abzielt, greift oft zu kurz. Das gilt – nicht nur, aber auch – für den Flughafen BER. Besserung scheint dort nun jedoch in Sicht W er in Politik und Wirt- schaft Führung über- nimmt, steht unter stän- dig steigendem Druck. Bürger fordern rascheVerbesserungen, wenn die Verwaltung versagt, Investoren erwar- ten schnelle Wertsteigerungen und Kunden neue Produktentwicklungen. Zugleich be- deutet Führung, in langen Linien zu denken, Orientierung zu geben und so nachhaltige Werte zu schaffen. Wie passen diese Anfor- derungen zusammen? Ein gutes Beispiel liegt unmittelbar vor den Toren Berlins. Es ist zugleich ein Sym- bol für Versagen von Management, Berliner Politik und deutscher Ingenieurskunst: der Flughafen BER. Nachdemdie Eröffnung 2012 kurzfristig abgesagt wurde, zeigte sich, wel- che Fehler ein Management machen kann, wenn es auf kurzfristige Erfolge schaut: Viel zu kurzsichtigwurden Lösungen präsentiert, die anschließend von neuen Problemen um- somehr überlagert wurden. Inzwischen sind so viele Eröffnungstermine avisiert und an- schließend wieder einkassiert worden, dass man erst den Überblick und dann jegliches Vertrauen darin verloren hat. Seit einigen Monaten ist es unter einem neuen Management jedoch erstaunlich ru- hig geworden um unseren Skandalflug- hafen. Keine neuen Katastrophen, keine ge- rissenen Deadlines – sie wurden durch eine (bislang) tragfähige langfristige Planung er- setzt. Dadurch wurde Raum geschaffen, um wichtige Themen für die Zukunft des BER Lange Strecken EDITORIAL 9/2018 anzugehen. Neben Kapazitätserweiterungen ist nun – auch durch die IHK begleitet – das Thema der Langstreckenverbindungen auf der Agenda, damit Berlin endlich besser di- rekt mit den Metropolen der Welt vernetzt wird. Denn obwohl in Berlin mehr Flug- gäste aus- und einsteigen als in München oder Frankfurt, spielen wir mit unseren sechs Interkontinentalverbindungen in ei- ner Liga mit Kiew und Budapest – hier wol- len wir Berlin besser positionieren. Und auch in unserem aktuellen Heft ge- ben wir wieder viele Anregungen, wie der Blick auf lange Strecken hilft, selbst bei kurz- fristigen Themen nicht den Fokus zu verlie- ren. Ob bei der Ausbildung (ab S. 10) oder der Digitalisierung von Industriearbeitsplätzen (ab S. 54): Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen auf Lang- und Kurzstrecke. Ihr JAN EDER ist seit 2003 Hauptgeschäfts- führer der IHK Berlin. Bereits seit 1992 ist der Jurist und Politologe bei der IHK tätig

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