Berliner Wirtschaft 9/2018

BERLINER WIRTSCHAFT 09/18 18 TITELTHEMA Bauer Beton Thomas Chwastek, Bereichsleiter Tiefbau Der 1995 in Berlin gegründete Lieferant für Stahlbetonfertigteile beschäftigt in seinen Vertriebsbüros 23 Mitarbeiter. Chwastek, seit 2014 zunächst in München, dann in Berlin als IHK-Prüfer tätig, ist für angehende Büromanagement- Kaufleute berufen. Voraussetzungen, Themenstellungen mit zu erar- beiten. „Prüfungsaufgabenvorzubereiten bedeutet einen zusätzlichen Zeitaufwand und ist mit gro- ßerVerantwortung verbunden.“ Denn der Prüfling müsse eine Aufgabe in der Prüfungssituation er- fassen und schnell reagieren können, um in der zurVerfügung stehenden Zeit die richtigen Lösun- gen zu finden. Seine weiteren Erfahrungen waren eher ernüchternd gewesen. Von den 20 Prüflingen, die er als Hospitant erlebt hat, sei etwa die Hälfte durchgefallen. „Da habe ich mich schon gefragt: Jungs und Mädels, was habt ihr in den drei Jah- ren eigentlich gemacht? Wo bleiben euer Enthu- siasmus und eure Begeisterung? Und wenn man in der Prüfung nur drei Stunden Zeit hat und dann noch eine Stunde zu spät kommt, überrascht mich das auch.“ So etwas stößt auch bei Thomas Chwastek auf Unverständnis. „Ich habe schon während meiner eigenen Ausbildung mehr gemacht, als ich hätte machen müssen.“ Er habe damals das Glück ge- habt, Aufgaben übernehmen zu dürfen, die nicht unbedingt Azubis angetragenwürden – „zumBei- spiel aktiv auf Messen zu arbeiten“. Chwastek, Be- reichsleiter Tiefbau im Berliner Vertriebsbüro des Stahlbetonfertigteile-Lieferanten Bauer Beton, ist seit 2014 Prüfer, zunächst in München für Indus- trie-Kaufleute und jetzt in Berlin für Büromanage- ment-Kaufleute. Dafür wird er von seiner Firma freigestellt für vier bis sechs Tage im Jahr. „Es kön- nen auch noch mehr werden, wenn ich mal ein- springenmuss, falls jemand krank oder anderwei- tig verhindert ist.“ Jüngere Prüfer schätzen andere Fähigkeiten Jährlich prüft Thomas Chwastek mit seinemAus- schuss etwa 40 Prüflinge. Angehende Kaufleu- te für Büromanagement machen eine sogenann- te Gestreckte Abschlussprüfung, Teil eins in der Mitte des zweiten Ausbildungsjahrs und Teil zwei nach dem Ende des dritten. „Wir prüfen die Azu- bis immer einzeln, schriftlich und im Fachge- spräch.“ Manchmal gibt es im dreiköpfigen Aus- schuss, dem Chwastek vorsitzt, auch mal unter- schiedliche Auffassungen über die Qualifikation eines Prüflings. „Wenn sich beispielsweise einer in einer selbstständig durchgeführten Fachaufgabe in seinem Betrieb mit einer Social-Media-Kam- pagne befasst hat, ist das gerade für ältere Herr- schaften nur schwer zu begutachten – ich kann dann als Jüngerer eher beurteilen, ob der Prüfling die Aufgabe gut oder nicht so gut gelöst hat.“ Der gebürtige Pole schätzt das duale Ausbildungssys- tem in Deutschland sehr – „und weil ich meinen Teil dazu beitragen will, arbeite ich ehrenamtlich als Prüfer“. Die berufliche Bildung in Deutschland sei in der Tat eine Erfolgsgeschichte, sagt Jan Pörksen, Geschäftsführer Bildung & Beruf bei der IHK Ber- lin. „Und daran haben Prüferinnen und Prüfer ei- nen ganz entscheidenden Anteil.“ Deshalb bleibt die IHK auch über die Prüfungstermine hinaus mit ihren Prüfern imGespräch, lädt zu Prüferkonferen- zen und Prüfungsessen und bedankt sich mit Ti- ckets für die Berlinale oder Eintrittskarten für das Internationale Stadionfest (ISTAF). „Als Präsidentin der IHK Berlin – auch das ist ein Ehrenamt – wertschätze ich das Engagement unserer Prüferinnen und Prüfer ganz besonders“, sagt Dr. Beatrice Kramm. „Die IHK-Prüfungenwä- ren ohne das Ehrenamt nicht auf diesemhohenNi- veau und mit dieser gesellschaftlichen Akzeptanz realisierbar.“ FOTO: CHRISTIAN KIELMANN

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