Berliner Wirtschaft 12/2020

„Digital meets Mittelstand“: In der vierten Ausgabe der Serie, die IHK Berlin und ÖFIT gemeinsam konzipieren, geht es um Cloud- und Edge-Computing. Was es ist und wie Unternehmen es nutzen können von Dr.-Ing. Alexander Willner Cloud- Computing bekommt Gesellschaft Zielkonflikt zwischen den Skaleneffekten des Cloud-Computing und den Möglichkeiten des Datenschutzes. Das Beste aus beiden Welten nutzen Es gilt also die Erfahrungen und Entwicklun- gen aus demCloud-Computing zu nutzen und gleichzeitig die Verarbeitung und (Zwischen-) Speicherung von Daten wieder näher an den Ort der Anwendung zu bringen, beispiels- weise in einem Industriebetrieb. Edge-Com- puting ermöglicht eine verteilte IT-Architek- tur, ohne gleichzeitig auf die Vorteile cloud- basierter Umgebungen verzichten zu wollen. Unter Edge-Computing kann imKern ein ver- teiltes Cloud-Computing-Paradigma verstan- denwerden, das hohe Anforderungen in Bezug auf Datenschutz, Antwortzeit, Autonomie und Energiebedarf berücksichtigt. Vom Edge-Computing-Paradigma wird gesagt, es habe das Potenzial, ganze Indus- trien zu revolutionieren, die grundlegende In- frastruktur für neue Technologien (wie Indus- trie 4.0, Künstliche Intelligenz, 5G und Big Data) bereitzustellen und gesellschaftlich-techni- sche Herausforderungenwie den europäischen Datenschutz erst zu ermöglichen. Wertschöpfungsketten und Prozesse Das Edge-Paradigma kann grundsätzlich in allen Bereichen mit vernetzter Kommunika- tion und Datenverarbeitung angewandt wer- den – auch dort, wo sich Wertschöpfungs- ketten miteinander digital vernetzen, wie im Internet der Dinge (IoT) oder in der industriel- len IoT (IIoT). Das schließt Domänenwie Trans- port, Städte, Gebäude, Landwirtschaft, Ener- gie, Medizin und Produktionmit ein, Letzteres wird auch als Industrie 4.0 bezeichnet. Hier motivieren hohe Anforderungen an (Daten-) Sicherheit, deterministischer Kommunika- tion und Zuverlässigkeit den Einsatz verteilter Datenverarbeitung mittels Edge-Computing. Zusätzlich produzieren die zunehmende Vernetzung sowie das Hinzufügen neuer Sen- soren und digitaler Abbilder (digitale Zwil- linge) immer mehr Daten, die aufgrund ihrer Menge nicht mehr an eine zentralisierte Inf- rastruktur übertragen werden können oder sollen. Es steigt der Bedarf an verfügbaren Daten (Big Data), beispielsweise zur Analyse Alexander Willner Der Autor ist Leiter des IIoT-Zentrums am Fraunhofer-Institut Fokus Kontakt alexander.willner@fokus. fraunhofer.de M it Cloud-Computing wird das IT-Prinzip bezeichnet, die gesamte IT-Leistung nicht mehr vor Ort auf der Hardware der Nutzer zu erbrin- gen, sondern aus dem Netz zu beziehen. Dies erlaubt eine hohe Skalierbarkeit der Rechen-, Speicher- und Übertragungsleistungen sowie ein gesichertes Qualitätsniveau und Manage- ment der Dienste. Skaleneffekte zeigen sich insbesondere bei großen, weltumspannenden Cloud-Infrastrukturen, die als Public Cloud potenziell allen Internet-Nutzern zur Ver- fügung stehen. Die Virtualisierung der eige- nen IT-Infrastruktur spart Kosten und erlaubt neue Geschäftsmodelle. Der Preis ist eine Zen- tralisierung, die Auslagerung der physischen Hoheit über die eigenen Daten und Anwen- dungen sowie die weitgehende Abhängigkeit vom Netz, da das Internet keine Dienstquali- tät (QoS) garantieren kann. Insbesondere für zeitkritische Anwendungen, wie Steuerun- gen von Maschinen, können die Kommuni- kationswege zu lang werden. Auch entsteht ein FOTO: GETTY IMAGES/ANDRIY ONUFRIYENKO 56 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 12 | 2020 service Digitalisierung

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