Berliner Wirtschaft 12/2020

49 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 12 | 2020 FACHKRÄFTE | Ausbildung D er Absender des leidenschaftlichen Briefs bezog sich auf den Wettbewerb „Berlins beste Ausbildungsbetriebe“, der gemein- sam von der IHK Berlin und der Hand- werkskammer Berlin ausgerichtet wird. „Inmei- nen Augen“, schrieb David Rautenberg, Auszu- bildender bei der Berliner ADO Immobilien Management GmbH, „sind es aber nicht allein die Ausbildungsbetriebe, die eben jene Anerken- nung verdienen, sondern vielmehr sind es ein- zelne besondere Menschen, nämlich verdiente Ausbilder, die es erst zu diesem Ganzen machen und somit die hochwertige Ausbildung umset- zen.“ Und listete auf zwei Seiten auf, weshalb sein Ausbilder Dirk Naedler „eine besondere Auszeich- nung“ verdienen würde: „Ich wünsche mir von Herzen, dass er zum ,Ausbilder des Jahres 2020‘ ernannt wird.“ Die Rolle der Ausbilder ist existenziell Jan Pörksen, Geschäftsführer Bildung & Beruf bei der IHK Berlin, war von der Wertschätzung des Azubis für seinen Ausbilder beeindruckt: „Er spricht damit für viele andere Auszubildende und bestätigt, welch tolle Leistung die Ausbilder in Berlin für den Nachwuchs vollbringen – sie bil- den mit Herzblut aus, sind fachlich versiert und stellen so einen wesentlichen Teil der Fachkräf- tesicherung für die Berliner Wirtschaft sicher.“ In den Unternehmen und Betrieben, die der IHK Berlin angehören, betreuen knapp 6.600 Aus- bilder 21.760 Azubis. „Die Rolle der Ausbilder ist für eine gute Ausbildungsqualität existenziell“, weiß Jan Pörksen, „denn sie begleiten die Auszu- bildenden und leiten sie an, fachlich fit zu werden, selbstständig Ideen einzubringen und so auch die Zukunft des Unternehmens mitzugestalten.“ Das weiß jetzt auch der 20-jährige David Rautenberg, der im Januar 2021 seine Ausbildung zum Immo- bilienkaufmann vorzeitig beendet. Weil er später, wenn er über die dafür nötige fachliche Expertise verfügt, selbst als Ausbilder tätig seinmöchte, hat er bei der IHK Berlin bereits erfolgreich die Aus- bildungseignungsprüfung absolviert. David Rautenberg ist einer von zwölf Azu- bis bei der ADO Immobilien Management GmbH, die zur Adler Group gehört und in Berlin rund 18.000 Wohn- und Gewerbeeinheiten in ihrem Immobilienbestand hat. Dirk Naedler, einer sei- ner Ausbilder, arbeitet in dem Unternehmen mit rund 240Mitarbeitern als Teamleiter imBetriebs- kostenmanagement. Seine eigene Ausbildung in einem anderen Betrieb hatte Naedler motiviert, selbst auszubilden: „Ich wurde nicht an die Hand genommen, wie ich es mir gewünscht hätte, und eher von oben herab behandelt.“ Da er die Aus- bildung erst nach dem Studium mit Anfang 30 begann, seien zudem Kenntnisse vorausge- setzt worden, die er einfach noch nicht gehabt habe. „Vieles an Grundlagenwissen musste ich mir selbst erarbeiten, weil es nicht ausreichend vermittelt wurde.“ Erfahrungen, die ihn darin bestärkten, es besser machen zu wollen. „Neben den fachlichen Kompetenzen sollte man als Ausbilder unbedingt auch die Soft Skills beherrschen“, sagt Naedler, „Empathie und Kom- munikationsfähigkeit zum Beispiel, Motivation und Menschenkenntnis.“ Nur dann könne man sie auch seinen Azubis vermitteln: „Die Fähigkeit für einmenschliches Miteinander, freundlich und hilfsbereit zu sein, mit demTeam, den Vorgesetz- ten und denMietern kommunizieren zu können – auch das sind natürlich Aspekte einer qualifizier- ten Ausbildung, die unser Unternehmen und ich mit meinen Kollegen umzusetzen versuchen.“ Mit Herz und Kompetenz Azubi Rautenberg, der sich inzwischen mit Aus- bilder Naedler sogar angefreundet hat, kann das nur bestätigen: „Ich fühlte mich sofort von ihm angenommen und verstanden, hatte stets jeman- den mit Kompetenz und Herz an meiner Seite – dieses Gefühl der Sicherheit ermöglichte mir letztlich mein besonderes Lernpensum.“ Es sei für ihn faszinierend, schrieb er in seinem Brief an die IHK Berlin, „wie viel persönliches Engage- ment er in die Betreuung und Gestaltung unserer Ausbildung investiert“. Und: „Er fördert mich, er motiviert mich, und er bringt mich dazu, immer weiterzumachen und so Ziele zu erreichen, von denen ich vorher noch nicht einmal dachte, sie anstreben zu wollen.“ Deshalb schlug er vor, den Claim des Wettbewerbs „Berlins beste Ausbil- dungsbetriebe“ – „Tue Gutes und sprich darü- ber“ – für die von ihm gewünschte Auszeichnung „Ausbilder des Jahres“ etwas umzuformulieren: „Tut jemand Gutes, dann sprich darüber“. Dirk Naedler geht fest davon aus, dass David nach seiner Ausbildung von der Firma über- nommen wird. „Da denke ich nicht nur eigen- nützig, sondern auch fürs Unternehmen“, sagt er augenzwinkernd. „Ein solches Talent, das bei uns gelernt hat und in das viel Zeit und Energie gesteckt worden sind, muss gehalten werden – denn David kann noch ein großer Gewinn für ADO werden.“  ■ FOTOS: CHRISTIAN KIELMANN, FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG Zwei, die sich gegenseitig schätzen: Azubi David Rautenberg (l.) mit seinem Ausbilder Dirk Naedler im Ausbildungsbetrieb David Rautenberg Azubi ADO Immobilien Management GmbH Er fördert mich, er motiviert mich, und er bringt mich dazu, immer weiter- zumachen. Viola Bösebeck, IHK-Ausbildungsmarketing Tel.: 030 / 315 10-835 viola.boesebeck@berlin. ihk.de Ausbildungsbetrieb oder Ausbilder werden? Informationen dazu gibt es bei den Ausbildungsbe- ratern der IHK Berlin: Tel.: 030 / 315 10-789 ihk-berlin.de/wegweiser- ausbildung ihk-berlin.de/eignung- ausbilder ihk-berlin.de/ausbilder- lehrgang

RkJQdWJsaXNoZXIy MzI1ODA1