Berliner Wirtschaft 12/2020

„Imvergangenen Jahr habenwir das Forschungs- projekt begonnen, innerhalb der nächsten zwei Jahre wissen wir, ob das funktioniert.“ Doch nicht nur als Speichermedium, auch für gasbetriebene Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopp- lung (KWK) ließe sich derWasserstoff verwenden. Ab 2030 sollen Gasanlagen mit Wasserstoff aus erneuerbaren Energien betriebenwerden, erzählt Andreas Schnauß von Vattenfall Europe Wärme. Zudem plant der Versorger, bis 2030 alle Kohle- anlagen durch moderne Gas-KWK- und Pow- er-to-Heat-Anlagen abzulösen, die erneuerba- ren Strom inWärme umwandeln. Daneben seien Großwärmepumpen und Biomasseanlagen ange- dacht. So könne vor allemdie Fernwärme konse- quent grün aufgestellt werden und ihr Zukunfts- potenzial entfalten. „Bis 2045 wollen wir kom- plett klimaneutral sein und Wärme ohne CO2-Emissionen produzieren“, sagt Schnauß. Eine ähnliche Strategie ver- folgt auch die BTB GmbH. „Im Heiz- kraftwerk Adlershof errichten wir gerade zwei neue, hocheffiziente Gas-KWK-Anlagen mit 18.000 Kilo- watt thermischer Gesamtleistung. Und in Schöneweide entstehen zwei Flusswasserwärmepumpen mit einer thermischen Gesamtleistung von 7.000 Kilowatt“, erklärt David Weiblein, kaufmännischer Geschäfts- führer der BTB. Gemeinsam mit den beiden sich in Adlershof bereits in Betrieb befindlichen netzdienlichen Power-to-Heat-Anlagen entsteht ein innovatives Gesamtsystem, welches künftig rund 14.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen wird – das entspricht einer Reduktion um zehn Prozent im Fernwärmeverbund Berlin Süd-Ost. In den Jahren 2022 und 2023 sol- len die beiden Großwärmepumpen in Betrieb gehen. Noch wird im Heiz- kraftwerk in Schöneweide vor allem Steinkohle verheizt. Die BTB arbeitet aber intensiv an einer Brennstoffum- stellung, deren Umsetzung schon vor 2030 erfolgen soll. Ersetzt wer- den könnte das Heizmaterial durch Holzschnitzel oder -pellets – oder auch durch Laub. Weiblein ist offen für Alternativen: „In Zukunft muss es uns generell gelingen, heute noch ungenutzte urbane Wärmequellen und regene- rative Brennstoffe konsequent zu nutzen. Und das sind neben Umweltwärme auch Abfälle wie Grünschnitt oder Abwärme aus Klärschlamm- verbrennung. Hierfür ist eine sektorenübergrei- fende Zusammenarbeit aller in Berlin relevanten Player entscheidend, insbesondere Kooperationen mit BWB und BSR.“ Für eine gute und sozialverträglicheWärme- wende fordert Weiblein Testfelder und Reallabore in allen Bereichen, sowohl in der Wärmeversor- gung als auch in der Energieeffizienz. „Wir müs- sen neue Technologien ausprobieren und Erfah- rungen austauschen.“ Wenn alle an einem Strang zögen und sich ambitioniertere Ziele setzten, wäre die CO2-Neutralität auch schon bis 2040 möglich, glaubt Weiblein.  ■ FOTO: MAURIZIO GAMBARINI/FUNKE FOTO SERVICES David Weiblein Kaufmännischer Geschäftsführer Blockheizkraftwerks- Träger- und Betreiber- gesellschaft (BTB) Die BTB errichtet gerade eine gas­ betriebene Anlage mit Kraft-Wärme- Kopplung sowie eine Power-to-Heat-Anlage mit erneuer­ barem Strom 28 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 12 | 2020

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