Berliner Wirtschaft 12/2019
U nter 150.000 Euro geht nichts.“ Diesen Satz höre ich seit einigen Jahren immer häufiger von Kandidatinnen und Kandi- daten für Positionen, die wir im Auftrag von Unternehmen besetzen. Das Problem dabei ist nicht, dass er gesagt wird, sondern von wem. In einigen Fällen sind solche Gehaltsvorstellun- gen angemessen. In anderen ganz und gar nicht. Ein erfahrener COO etwa, der in einGrown-up hineingeht, das den Break-even noch nicht erreicht hat, sollte durchaus zwischen 150.000 und 200.000 Euro verdienen. Allerdings kommt es immer häufiger vor, dass Gehälter aufgerufen werden, die weit oberhalb dieser Preisspanne lie- gen – und auch gezahlt werden. Sogar Menschen mit nur drei oder vier Jahren Start-up-Erfahrung profitieren von den hohen Marktpreisen. Auf der anderen Seite gibt es Leute, deren Kompe- tenz so entscheidend ist, dass die Höhe des Gehalts zweitrangig wird. Menschen, die schonmehrfach bewiesen haben, dass sie managen und skalie- ren können – wie etwa Finn Hänsel, der mit Ico- nic das australische Zalando aufbaute und spä- ter Movinga wieder auf die Füße half –, können in einem Corporate gerechtfertigt 350.000 Euro verdienen. Personal in dieser Liga ist in Deutsch- land allerdings selten. Was also treibt die Gehälter derart nach oben? Zum einen gibt es im Start-up-Bereich wenig Köpfe, denen VCs zutrauen zu skalieren. Das knappe Angebot lässt die Preise steigen, wenn auchmoderater als in der Corporate-Welt. In Kon- zernen sind es veränderte Auswahlkriterien, die die Paychecks praller werden lassen: Waren es Die Autorin Katharina Wolff ist Gründerin der Personalberatung für Digital-Führungs- kräfte D-Level. Beim Gehalt verhoben? Die Start-up-Szene erlebt gerade eine Situation, die einer Blase gefährlich nahekommt: Viele digitale Köpfe sind massiv überbewertet – und das wird sich rächen von Katharina Wolff FOTOS: GETTY IMAGES/ ERHUI1979, FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG SERVICE | Gründerszene 60 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 12 | 2019
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