Berliner Wirtschaft 12/2019
tan einige Investoren: „Die wollen oftmals keine Firma kaufen, um sich strategischweiterzuentwi- ckeln. Ihnen geht es darum, ein Schnäppchen zu machen.“ Umgekehrt müsse der Seniorchef eines sehen: Wer eine Firma größtenteils kreditfinan- ziert kaufen will, muss die Finanzierung mit den künftigen Betriebsgewinnen stemmen. „Und da zeigt der jüngste Jahresabschluss recht schnell den maximalen Kaufpreis“, sagt Wassermann. Der Gesellschafter von INTAGUS folgt in sei- ner eigenen Firma einer klaren Devise: „Der Tag, an demman anfängt, an die Nachfolge zu denken, sollte der Tag nach der Gründung sein.“ Denn das Unternehmen werde vor allem dann gut aufge- baut, wenn sich der Inhaber auf Dauer ersetzbar macht. Dann könne die Firma, so Wassermann, auch jederzeit verkauft werden. ■ lichst frühzeitig angehen – egal, ob eine fami- lien-, betriebsinterne oder unternehmensexterne Lösung geplant ist. Damit der Prozess gelingt, gibt es Hilfe von Profis, deren Honorar teils finanziell bezuschusst wird (siehe „Nützliche Angebote“). Aus Sicht vonWassermann, der auch wissen- schaftlicher Leiter des KCE KompetenzCentrums für Entrepreneurship & Mittelstand an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management ist, hat sich das Umfeld gewaltig verändert: „Mittler- weile ist es für Unternehmensverkäufer erheb- lich schwieriger, einen Interessenten zu gewin- nen.“ Das zeige sich etwa mit Blick auf die von den IHKs mitgetragene Unternehmensbörse „nexxt- change“. Dort konkurriere ein Senior seiner Erfahrung nach teils mit bis zu 20 anderen Anbie- tern um einen potenziellen Nachfolger. „Da sind inzwischen Marketingqualitäten gefragt“, sagt er. Damit das Angebot auf der Online-Plattform auffällt, rät IHK-Referentin Jana Pintz: „Der Titel des Inserats sollte möglichst aussagekräftig sein, die anschließende Kurzbeschreibung eine Beson- derheit des zumVerkauf stehenden Betriebs her- ausstellen.“ Denn das sehe ein Interessierter als Erstes, bevor er die Details der Anzeige zu lesen bekomme. Dieser Text wiederum wirkt am bes- ten, wenn er ein realistisches Bild des Unterneh- mens vermittelt. Nachfolger im Unternehmen aufbauen Maik H. Lais, Geschäftsführer der SWOT Con- trolling GmbH, hat das Thema Nachfolge in sei- nemUnternehmen schon angestoßen. Als Gesell- schafter des Berliner Softwarehauses für auto- matisierte Controllingprozesse im Mittelstand übernahm er Firmenanteile bisheriger Mitgesell- schafter. „Dafür ist gegenseitiges Vertrauen ganz entscheidend“, sagt der 60-Jährige. Niemand dürfe sich auch nur ansatzweise über den Tisch gezo- gen fühlen. Lais selbst macht sich seit zwei Jah- ren vermehrt Gedanken über seinen Stabwechsel: „Ich baue mir Nachfolger im Unternehmen auf, die den Geschäftsbetrieb übernehmen werden.“ Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis Ein zentraler Aspekt ist der erzielbare Preis. Aus Sicht von Wassermann gibt es nicht die eine Berechnung: „Eine gute Unternehmensbewertung setzt sich immer aus mehreren Verfahren zusam- men. Denn erst dann zeigt sich, in welchemKor- ridor der Wert liegt.“ Ein realistischer Firmenpreis richte sich aber letztlich nach Angebot und Nach- frage. Dem Berater zufolge überziehen momen- 227000 Unternehmer in Deutschland wollen bis Ende 2020 ihr Lebenswerk in andere Hände geben. Gezielt unterstützen. Manchmal ist ein Profi gefragt – etwa beim Ermitteln der Marge für den Unternehmenswert. Solch eine Leistung bezuschusst das Förderprogramm Coaching BONUS der IBB: Betriebe aus den Bereichen Kreativwirtschaft, Technologie, produzierendes Gewerbe und produktionsnahe Dienstleistun- gen mit Firmensitz in Berlin können aus einem Pool einen freien Unternehmensberater wählen. coachingbonus.de Wissen vertiefen. Das Programm „Förderung unternehmerischen Know-hows“ vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle steht branchenübergreifend Bestandsunter nehmen offen, die mindestens zwei Jahre am Markt sind. Die können sich mithilfe der KfW-Beraterbörse einen passenden Experten mit der entsprechenden Branchenerfahrung für ihre Nachfolgeregelung suchen. ihk-berlin.de/gruendercoaching Prozess beschleunigen. Mitunter gerät der Nachfolgeprozess ins Stocken. Meist hakt es dann bei den Gesprächen – beispielsweise mit dem Nachfolger. In solchen Fällen schaffen es gute Mediatoren, beide Seiten einzubeziehen und den Dialog wieder in Gang zu bringen. ihk-berlin.de/mediatoren-nachfolge Nützliche Angebote Wer einen Nachfolger für sein Unternehmen sucht, kann sich dabei helfen lassen Jana Pintz, IHK-Expertin für Unternehmensnachfolge Tel.: 030 / 315 10-582 jana.pintz@berlin.ihk.de FOTOS: GETTY IMAGES/WESTEND 61, FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG 59 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 12 | 2019 SERVICE | Unternehmensnachfolge
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