Berliner Wirtschaft 12/2019

Auf dem IHK-Ausbilderfrühstück war Thema, wie die Generation Z über Arbeit und Leben denkt – dieses Wissen hilft im Umgang mit Azubis weiter von Christina Brandenburg Azubis von einem anderen Stern? D ie Klage über die Jugend von heute ist so alt wie die Menschheit. Das bekann- teste Zitat stammt wohl von Sokra- tes, dem alten, schlauen Griechen, der klagte: „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Auto- rität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Leh- rer.“ So oder so ähnlich stand wohl auch schon mancher Ausbilder der Hotel- und Gastrobran- che vor seinem Azubi und dachte „Was geht nur in diesem Kopfe vor?“ Das mangelnde gegenseitige Verständnis gilt es zu überwinden, wenn man seinen Azubis in der Ausbildung etwas vermitteln und, vor allem, wenn man sie nicht gar ganz verlieren möchte. Doch wie soll das gehen, wenn einem die jun- gen Leute wie Bewohner von einem anderen Stern vorkommen? Für die Beantwortung dieser Fragen konn- ten die Ausbildungsberaterinnen der IHK Berlin für diese Branche, Katja Falkenberg und Zaneta Mathews, den renommierten Experten für Cor- porate Learning Josef Buschbacher gewinnen. Bei dem jährlich stattfindenden Ausbilderfrüh- stück verdeutlichte Buschbacher den 60 Teil- nehmern, wie unterschiedlich die Werte- und Karrierevorstellungen der unterschiedlichen Generationen sind. Voran ging die Analyse: Wäh- rend die heutigen Ausbilder eher der Genera- tion X (1965-1979) oder sogar den Babyboomern (1946-1964) zuzurechnen sind, bezeichnet man die Jugend von heute als Generation Z. Die Koor- dinatensysteme beider Generationen könnten unterschiedlicher nicht sein. Während die Ausbilder noch kollektive Mus- ter, Hierarchien und Führung akzeptieren und dem Arbeitgeber loyal verbunden sind, Berufs- und Privatleben trennen und im Beruflichen die Face-to-Face Kommunikation schätzen, sieht es bei den Jungen ganz anders aus. Nicht nur, dass die Kommunikation ergänzt wird durch die virtuelle Welt, die individuelle Orientierung bestimmt auch das eigene Handeln. Freude kann zur Arbeit motivieren, aber das Streben nach Work-Life-Einheit ist dominant, und wird die- ser Anspruch nicht mehr erfüllt, verkürzt sich - aus Azubis-Sicht selbstverständlich – auch die Verweildauer im Unternehmen. Diese kompakte Gegenüberstellung der ver- schiedenen Welten öffnete manchem Gast im Mendelssohn-Saal der IHK Berlin die Augen. Ein erster Schritt auf dem Weg aufeinander zu. ■ Zaneta Mathews, Ausbildungsberatung Tel.: 030 / 315 10-374 zaneta.mathews@berlin. ihk.de Katja Falkenberg, Ausbildungsberatung Tel.: 030 / 315 10-472 katja.falkenberg@berlin. ihk.de Werte-Verschiebung Bei der Einstellung zum Job liegen zwischen Azubi und Ausbilder manchmal Welten. Was ist typisch für die Generationen? Ein Überblick GENERATION BABYBOOMER GENERATION Z Akzeptanz kollektiver Muster Individuelle Orientierung Hohes Committ­ ment aus Pflicht­ bewusstsein Committment, wenn die Tätigkeit Freude macht Akzeptanz von Hierarchien Abkehr von Hierarchien Trennung zwischen Beruf und Privatleben Streben nach einer Einheit von Arbeit und Leben Trend zur vertikalen Karriere Trend zur „sanften“ Karriere Loyalität Flexibilität Präferenz für Face-to-Face- Kommunikation Keine Präferenz Für eine gelungene Zusammenarbeit ist es wichtig, die Themen und Bedürfnisse von Azubis zu verstehen Quelle: Josef Buschbauer, clc-learning.de FOTO: GETTY IMAGES/CULTURA RF FACHKRÄFTE | Ausbilderfrühstück 48 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 12 | 2019

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