Berliner Wirtschaft 12/2019

denhoven, „garantieren Preisträger-Spiele einen großen Erfolg, da die Jury-Auszeichnungen für viele Konsumenten mit in die Kaufentscheidung einfließen – zudem sind die renommierten Preise Bestätigung unserer Arbeit und motivieren uns, weiterhin qualitativ hochwertige Produkte zu entwickeln.“ Dafür trifft man sich regelmäßig mit Spiele- Autoren, etwa auf der Spielwarenmesse in Nürn- berg, der Spielemesse in Essen oder dem Auto- rentreff in Göttingen. „Dort präsentieren sie uns ihre Ideen, und wir besprechen dann gemein- sam, ob eine Idee Potenzial hat und zu uns pas- sen könnte.“ Es gebe auch viele Einsendungen von Spielekonzepten oder Prototypen. Mit man- chen Autoren arbeitet die Firma schon seit Jah- ren zusammen, bei vielen begann die Entwick- lung von Spielen als Hobby neben demBeruf und wurde schließlich zum Vollzeit-Job. Spiele durchlaufen zahlreiche Test Von den insgesamt 40 Beschäftigten bei Schmidt Spiele kümmern sich elf um die Sichtung und Umsetzung von Spielideen sowie die Entwick- lung des Holzspielzeugs von Selecta. Das Redak- tionsteam arbeitet dabei auchmit Pädagogen und Psychologen zusammen, damit Spiele für die ent- sprechenden Altersgruppen geeignet sind und sowohl Kinder als auch Erwachsene weder über- noch unterfordert werden. „Daher“, so Axel Kaldenhoven, „wird jedes Spiel mehreren Tests unterzogen, ehe wir es auf den Markt bringen.“ Pro Jahr werden im Schnitt 50 neue Brett- und Kartenspiele aufgelegt – unter den Neuheiten von 2019 sind Familien- spiele wie „Hilo“ oder „Die Inseln im Nebel“ und Kinderspiele wie „Benjamin Blüm- chen – Das Spiel zum Film“ oder „Monsterjäger“. Auf das Weihnachtsgeschäft, das für Schmidt Spiele enorm wichtig ist, hat man sich wie jedes Jahr lange im Voraus vorbereitet. „Auch wenn der Trend immer mehr zu elektronischen Gerä- ten und anderen hochpreisigen Luxusgütern geht, sind Karten- und Brettspiele als Geschenke dau- erhaft beliebt“, sagt Geschäftsführer Kalden- hoven. Auch „Mensch ärgere Dich nicht“, von dem jährlich etwa 400.000 Exemplare über die Ladentheken gehen, wird wieder massenhaft unter den Weihnachtsbäumen liegen. Bis heute sindmehr als 90Millionen dieses Brettspiel-Klas- sikers verkauft worden.  ■ Der große Wurf: Seit 1972 verkauft Schmidt Spiele das Würfelspiel „Kniffel“ damit die Zeit vertrieben und per Feldpost davon nach Hause berichteten. Schon bis 1920, zwei Jahre nach Kriegsende, hatte Schmidt bereits eine Mil- lion seiner Spiele abgesetzt. 1997 musste die Firma Schmidt Spiel + Freizeit GmbH Insolvenz anmelden und wurde von der Berliner Karl- Blatz-Gruppe übernommen, wo sie dann unter Schmidt Spiele firmierte. Heute ist die Schmidt Spiele GmbH ein eigenständiges Tochterun- ternehmen des Blatz-Unter- nehmens Good Time Hol- ding mit Sitz in Berlin. „Wäh- rend Schmidt Spiele Puzzles, Spiele, Plüsch- sowie Holz- spielzeug entwickelt und ver- treibt, übernimmt die Good Time Holding als führen- des Unternehmen im Bereich Kinder- und Familien-Enter- tainment die kaufmännische Verwaltung und Steuerung der Tochterunternehmen“, erklärt Schmidt Spiele-Geschäftsfüh- rer Axel Kaldenhoven, der die Firma gemeinsam mit Mar- tina Priemer führt. Daneben betreibe die Holding ein Logis- tikzentrum in Brandenburg, in dem sich auch das Lager von Schmidt Spiele befinde. Derzeit gibt es über 800 verschiedene Produkte im Sortiment: 460 Puzzles, 130 Plüsch-Artikel, 190 Spiele, zu denen auch die anspruchsvollen Kinderspiele der Marke Drei Magier zählen, und 50 Selecta-Holzspielzeuge. Brettspiele: ein Wachstumsmarkt „Die Brettspiel-Branche ist weiterhin stark wach- send“, sagt Kaldenhoven, „was sich auch in unseren Umsatzzahlen widerspiegelt – im vergangenen Jahr konnten wir eine Umsatzsteigerung von elf Prozent erzielen, im Bereich Familienspiele sogar ein Plus von 19 Prozent.“ Dazu hat vor allem „Die Quacksal- ber von Quedlinburg“ für erfahrene Spieler beige- tragen, ausgezeichnet als „Kennerspiel des Jahres“. Der Erfinder dieses Spiels, WolfgangWarsch, ist auch Autor von „Die Tavernen im Tiefen Thal“, das den 2. Platz beimDeutschen Spielepreis 2019 belegte. „Wirt- schaftlich gesehen“, weiß Schmidt Spiele-Chef Kal- Axel Kaldenhoven CEO Schmidt Spiele Auch wenn der Trend immer mehr zu elektronischen Geräten geht, sind Karten- und Brettspiele als Geschenke dauerhaft beliebt. 90 Millionen „Mensch Ärgere Dich nicht“– Spiele wurden bis heute verkauft. 39 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 12 | 2019 BRANCHEN | Unternehmensporträt

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