Berliner Wirtschaft 12/2019

der Nico GmbH, sodass wir auch im Engineering tätig waren. Sie haben in dieser Zeit ein beeindruckendes Wachstum bewältigt. Von 1,3Millionen Euro im Jahr 2005 steigt der Umsatz in diesem Jahr auf 18,5 Millio- nen Euro. Die Zahl der Mitar- beiter kletterte von 14 auf 180. Wie stark ist diese Entwicklung auf die Firmenkäufe und wie stark auf organisches Wachs- tum zurückzuführen? Jeweils zur Hälfte ist der Umsatz organisch und anorganisch gestiegen. Heute ist es meines Erachtens kaumnochmöglich, in einem traditionellen Industriege- schäft so stark ohne Firmenüber- nahmen zu wachsen. Wir haben auch enorm von Synergien pro- fitiert, die durch die Zusammenführung der einzel- nen Firmen entstanden sind. Können Sie erklären, was für Synergien das waren und wo sie zum Tragen gekommen sind? ZumBeispiel profitieren wir imVertrieb davon, dass wir Bestandskunden der einen Firma auch Know- how aus anderen Firmen anbieten können. Unter anderem damit haben wir die Wertschöpfung für Daimler, unseren größten Kunden, den Banhol- zer Metallwaren eingebracht hat, deutlich steigern können. Damit sind Sie Zulieferer einer Branche, die der- zeit in einem sehr schwierigen Markt zu kämpfen hat. Müssen Sie jetzt mit Umsatzeinbußen rechnen? Das Geschäft mit der Autoindustrie ist hart. Die Mar- gen sind gering, die Erwartungshaltungen groß. Auf der anderen Seite haben wir Rahmenverträge über sehr große Serien, die dann meist über etwa fünf Jahre laufen. In diesem Jahr werden wir immer noch umetwa 15 Prozent wachsen, und auch 2020 bleibt es zweistellig. Für 2021 kann ich das noch nicht sagen, dann laufen einige große Serien aus. Wir müssen stets Wachstumschancen suchen, um eventuelle Umsatzverluste ausgleichen zu können. Wie abhängig sind Sie von der Autoindustrie? Etwa zwei Drittel der Umsätze kommen aus dieser Branche. Ein Drittel davon wiederummacht Daim- ler aus. Sie werden in jedem Daimler-Fahrzeug, das irgendwo in der Welt ausgeliefert wird, ein Teil von Ahlberg finden. Mein Ziel ist es aber, den Anteil mit anderen Industrien auszubauen. Mit Knorr-Bremse und Schüco haben wir auch sehr große Kunden außerhalb des Autosektors. Im Jahr 2015 sind Sie mit allen Firmen umgezo- gen und haben alles in Adlershof unter ein Dach gebracht. War das nicht riskant? Immerhin hätten viele gute Mitarbeiter abspringen können. Ja, die fünf Firmen kamen aus Reinickendorf, Wed- ding, Kreuzberg, Marzahn und Zossen. Ich wollte eigentlich in Reinickendorf bleiben, habe aber keine passende Fläche gefunden. Dann kam Wista Management auf mich zu und hat mir das Grund- stück in Adlershof angeboten. Bis auf fünf Mitarbei- ter sind schließlich alle mitgekommen. Wie wichtig ist es angesichts des Fachkräfte- mangels, die Mitarbeiter binden zu können? Sehr wichtig. Ich achte sehr auf eine angenehme Unternehmenskultur. Ich biete flexible Arbeitszeiten und keine Kernzeit. Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser, heißt bei uns die Devise. Ich hoffe, dass das dazu beiträgt, gute Mitarbeiter lange in der Firma zu halten. Wir haben auch schon erlebt, dass Fach- kräfte abgeworbenwurden. Wir müssen daher selbst ausbilden, damit wir auch künftig über genügend Fachkräfte verfügen können. Vor gut zwei Jah- ren haben wir eine eigene Lehrwerkstatt hier in Adlershof aufgebaut. Bei insgesamt 180 Mitarbeitern Rechts: Ahlberg fertigt Produkte für die Auto- industrie. Unten: Mario Ahlberg in seinem Büro in Adlershof. Foto ganz unten: Fertigungsleiter Stefan Koblitz erläutert die Bestückungs- automation FOTOS: AMIN AKTHAR (3), FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG SCHWERPUNKT | Interview 32 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 12 | 2019

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