Berliner Wirtschaft 12/2019

Nicht nur Jan Eder stellte seine Fragen. Auch Unternehmer nutzten die Möglichkeit, Antworten von dem österreichischen Investor zu bekommen IHK-Mitglieder fragen ... Es stimmt nicht, dass man mit Star-Architekten viel teurer baut – wenn man das Know-how hat, sie zu führen. Dass die öffentliche Hand teurer baut, liegt an Ausschreibungs- modalitäten und daran, dass wir Projektmanager haben, die mit öffentlichen Budgets nicht bezahlbar sind.“ Wir glauben an die Zukunft der Warenhäuser und der Innenstädte. Dort sind die Menschen zum Arbeiten, Wohnen und in der Freizeit. Stationäre Händler müssen Omnichannel-Kompetenz aufbauen. Aber: Wir haben schon die Lager- und Lieferlogistik in den Zentren.“ Axel Zawierucha, Geschäftsführer Internetwarriors GmbH: „Wie sehr ist der ,Offline‘-Handel in Zukunft dem Digitalen unterworfen?“ Sigrid Nikutta, Vorstandsvor­ sitzende BVG: „Sie bauen mit renommierten Architekten – und verdienen dann auch noch Geld. Wieso mache ich immer ganz andere Erfahrungen?“ bilienprojekten einen „Strauß von Spitzen-Ar- chitekten“. Wie er sagte, sei es ein Vorteil, wenn man „privat bauen kann“ und nicht öffentlich ausschreiben muss. „Wir holen uns die besten Projektmanager, die sich öffentliche Bauherren nicht leisten können oder dürfen“, erklärte Benko. 2001 gründete Benko gemeinsam mit dem Kfz-Händler und Tankstellenerben Karl Kovarik, der 26 Mio. Euro Starthilfe leistete, die Immofina Holding GmbH, die 2006 in Signa Holding GmbH umbenannt wurde. Die größte Tochtergesellschaft der Holding ist heute die Signa Prime Selection AG: Sie ist Eigentümerin von Immobilien in bes- ten Innenstadtlagen, dazu gehören das KaDeWe, der Upper West Tower an der Gedächtniskirche, das Park Hyatt und das Goldene Quartier inWien sowie das Alsterhaus und die Alsterarkaden in Hamburg. Das Konzept Warenhaus war schon fast totgesagt, da legte Signa Karstadt und Kaufhof zusammen: Dies bringe sehr gute Synergien bei Einkauf und Logistik, wie Benko sagt. Auch die in Berlin viel diskutierten neuen Hochhausbauten sowie Karstadt Kurfürsten- damm und Karstadt am Hermannplatz waren Thema. Besonders spannend gestaltet sich der Umbau des Karstadt-Gebäudes am Hermann- platz. Bezirkspolitiker sprechen von „Monumen- talbau“ und halten den geplanten Neubau für überzogen und unangemessen. Der IHK-Haupt- geschäftsführer fragte nach: „Was sind Ihre Stra- tegien, doch noch das zu bekommen, was Sie wollen?“ Benko erklärte: „Wir sind bekannt für unseren offenen Stil. Wir reden miteinander, wir wollen, dass etwas gut funktioniert.“ Diskussi- onen gebe es in allen Städten. „Wir gehen das immer mit sehr viel Geduld an. Am Ende kom- men wir ans Ziel, weil wir ein Projekt auch mal zehn Jahre ruhen lassen können. Das heißt, man muss auch finanzielle Geduld haben.“ Auf Jan Eders Frage, was Berlin undWien von- einander lernen könnten, antwortete Benko: In Wien gebe es über 200.000Wohnungen in öffent- licher Hand, und das scheine dort gut zu funkti- onieren. Aber er sei ein Berlin-Fan: Sein Haupt- quartier in Deutschland ist in Berlin. Die Zukunft von Signa dürfte aber auch noch in ganz anderen Regionen liegen: In diesem Jahr beschloss die Gruppe, ihre Immobilienaktivitä- ten auf den US-Markt auszudehnen, und erwarb gemeinsammit einem etablierten US-Partner das Chrysler Building in New York. Benko will es – abgestimmt mit dem Denkmalschutz – wieder als Büro-Immobilie bewirtschaften.   ■ FOTOS: KERSTIN JANA KATER AGENDA | Wirtschaftspolitisches Frühstück 12 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 12 | 2019

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