Berliner Wirtschaft 12/2018
FOTOS: ARCHIV STIFTUNG DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN Zum Stadtrand mit den Öffentlichen Wie sehr Aufschwung und Nahverkehr zusammenhängen, verdeutlichte der 20. Industriekulturabend des BBWA im Ludwig Erhard Haus » Von Christine Nadler D er ÖPNV ist ein wichtiger Baustein im städtischen Le- ben. Und das ist schon sehr lange so: Die Randwande- rung der Industriebetriebe ging genau dann voran, als sie auch für ihre Arbeiter gut erreichbar waren“, erklärte Prof. Dr. Dorothee Haffner (HTW Berlin), Leiterin des Berliner Zentrums Industriekultur und BBWA-Beiratsmitglied zur Eröffnung des 20. Industriekulturabend am 16. No- vember im Ludwig Erhard Haus. Gastge- ber war der VBKI – Verein Berliner Kauf- leute und Industrieller. Wie eng die Verbindungen des öf- fentlichen Nahverkehrs in die Peripherie te auch die Organisation der öffentli- chenVerkehrsmittel einen größeren Um- fang annehmen. „Ein Arbeiter musste 12 Stunden am Tag für den Betrieb produk- tiv tätig sein, damit er sich für die Firma lohnte“, schilderte Demps. Daher wurden auch die Werkssiedlungen angelegt: Die Nähe zur Arbeitsstellewar immenswich- tig, sonst klappte das nicht. „Die Frauen brachten ihren in der Fabrik arbeiten- den Männern das Mittagessen vorbei“, so Demps. Bekannte Beispiele für große In- dustrieverlagerungen sind die Siemens- werke in Siemensstadt, Borsig in Borsig- walde oder die AEG in Hennigsdorf. Mit dem Ausbau des Verkehrsange- botes wuchs in derWechselwirkung die Attraktivität des Stadtrandes – für den „Ausflug ins Jrüne“. 1865 wurde mit dem ersten Berliner (Pferde-) Omnibus- und Straßenbahnnetz ein wichtiger Schritt gemacht. „Echte“ Massenverkehrsmittel mit festen Routen, Haltestellen und Ta- rifen gab es ab 1871 in Berlin. 1923 fuhr dann der letzte Pferdeomnibus – von da an ging es nur noch „elektrisch“ vor- wärts. Belebter Verkehrsknoten und Spiegel der Berliner Alltags- geschichte gestern wie heute: U-Bahn- hof Eberswalder Straße in Prenz- lauer Berg Berlins und der industrielle Aufschwung der Hauptstadt miteinander verknüpft waren, schilderte in seinem Vortrag Ver- kehrshistoriker und Dipl.-Ing. für Eisen- bahnbetriebstechnik Reinhard Demps, der über „Öffentlichen Nahverkehr in Berlin – Geschichte, Organisation und Strecken seit der industriellen Revolu- tion“ sprach: Um 1830 begann in Berlin aus kleinen Anfängen die massenweise Produktion von Industriegütern. Schnell wurden die Standorte imStadtinneren zu klein für diewachsende Produktion. Des- halb folgte eine Verlagerung der Betriebe an den Stadtrand. Um Tausende von Ar- beitern zur Fabrik zu bringen, muss- BERLINER WIRTSCHAFT 12/18 46 UNTERNEHMEN & MÄRKTE
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MzI1ODA1