Berliner Wirtschaft 12/2018
MEINUNG & MACHER 21 BERLINER WIRTSCHAFT 12/18 U m 25 Prozent konnte Andreas Nit- ze die Umsätze mit optoelektroni- schen Produkten steigern. Das Un- ternehmen profitiert von den guten Geschäften der Hersteller von Smartphones und anderen elektronischen Endgeräten. BerlinerWirtschaft: Sie haben in denvergangenen anderthalb Jahren 200 neue Mitarbeiter in Berlin ein- gestellt. Laufen die Geschäfte so gut? Dr. Andreas Nitze: Wir profitieren vom Boom in der Halbleiter- und Display-Industrie. Der Trei- ber sind die hohenWachstumsraten bei mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets. Dafür werden viele Chips und Displays benötigt. Ber- liner Glas fertigt wichtige Komponenten für die Maschinen, mit denen diese Bauteile hergestellt werden. Das macht den größten Teil unseres Ge- schäfts aus. Seit drei Jahren könnenwir damit die Umsätze zweistellig steigern, zum Teil mit mehr als 20 Prozent. In Berlin wird das Wachstum in diesem Jahr bei 25 Prozent liegen. Ich rechne da- mit, dass wir auch 2019 etwa 15 Prozent schaffen. Was genau ist Ihr Produkt? Es sind Baugruppen, die aus Glas, Mechanik- und Elektronikkomponenten zusammengestellt wer- den. Wir lenken damit Licht – beziehungsweise Laserstrahlen – so, dass daraus technische An- wendungenwerden. Unser Kunde hat eine Licht- quelle, wir liefern ihm den Strahlengang – beides wird nach dem Plug-&-Play-Prinzip zum End- produkt zusammengeschraubt. Wir arbeiten au- ßerdemmit Glaskeramik. Dieses Material hat den Vorteil, dass es sich nicht ausdehnt und nicht zer- bricht – auch nicht bei hohen Temperaturen. Wir machen also aus optomechanischen Baugruppen oder Glaskeramik Teile, mit denen die tollen Ei- genschaften des Lichts genutzt werden. Können Sie das anhand eines Beispiels erklären? Anschaulich wird das vielleicht in der Medizin- technik – zum Beispiel beim Augenlaser. Da gibt es einmal den Laserstrahl, der zunächst noch nichts nützt. Mit unseren Produkten wird er so geformt, dass erwie gewünscht zumAuge gelangt und dort zur Diagnostik oder Therapie verwendet werden kann. Ähnlich ist das auch beim Strah- lengang, denwir für die Chipproduktion fertigen. Licht hat eben tolle Eigenschaften. Es ist Stand heute das Schnellste, was es gibt. Ist das Hightech? Ja, eindeutig. Das sieht man schon an den Inves- titionen, die wir tätigen müssen, und an der Ge- nauigkeit der Messgeräte, die notwendig sind. Wir arbeiten im Nanometer-Bereich. Den kön- nen Sie nur sichtbar machen, indem Sie Licht- wellenfronten kreieren und in sehr komplexen Verfahren bearbeiten. Mit dieser Präzision hel- fen wir der Halbleiterindustrie dabei, ihre Chips noch leistungsfähiger zu machen. Daher also die hohen Investitionen. Genau. Wir müssen kontinuierlich in unsere Technik, derzeit aber auch in den Kapazitätsauf- bau investieren. Allein in diesem Jahr sind es hier in Berlin rund 30 Millionen Euro – hauptsäch- lich für Maschinen sowie Fertigungs- und Mess- prozesse, aber auch für den Flächenaus- und -umbau. Die vielen neuen Mitarbeiter und Mit- arbeiterinnen, diewir eingestellt haben, brauchen natürlich Platz zumArbeiten, und die neuen Ma- schinen müssen auch irgendwo stehen. Auf un- seremGelände errichtenwir daher in den nächs- ten zwei Jahren ein Gebäude mit einer Nutzfläche von insgesamt 4.500 Quadratmetern. Wie viel Ihres Umsatzes investieren Sie? Im Moment sind es bereinigt um bauliche Maß- nahmen etwa 20 Prozent. Eine so hohe Investi- tionsquote können wir aber auf Dauer nicht auf- rechterhalten. Das machen wir vorübergehend, um die Chancen zu nutzen, die sich uns gerade bieten. In den vergangenen Jahrzehnten haben wir im Schnitt etwa zehn Prozent unseres Um- satzes in Kapazitäten und Technologie investiert. Welche Rolle spielt bei Ihnen die Digitalisierung? Eine sehr große: Zunächst profitieren unsere Pro- dukte generell von der Digitalisierung, weil da- » Die Berliner Glas KGaA produziert Hightech in Neukölln. Mit hohen Millioneninvestitionen am Standort Berlin will Geschäftsführer Dr. Andreas Nitze die Wachstumschancen des Unternehmens nutzen » Von Michael Gneuss „Wir machen viel Hightech noch von Hand“ FOTO: AMIN AKHTAR Andreas Nitze setzt mit Berliner Glas auf Investitionen in die Hightech-Produktion Wir profitieren vom Boom in der Halbleiter- und Display- Industrie. INTERVIEW DES MONATS
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