Berliner Wirtschaft 12/2018
TITELTHEMA 15 BERLINER WIRTSCHAFT 12/18 Gakenholz + Gellesch GmbH Bernd Gellesch, Geschäftsführer Seit 30 Jahren betreibt Gellesch Wochenmärkte in Berlin, Brandenburg und Sachsen- Anhalt. Für Gellesch ist wichtig, sich rechtzeitig auf veränderte Nachfrage einzustellen. Als die polnische und afrikanische Gemeinde wuchsen, haben wir vermehrt Produkte aus deren Heimat angeboten. FOTO: CHRISTIAN KIELMANN che um 30 Prozent gestiegen. Und wenn sich ein Stadtteil durch Gentrifizierung wandelt, passt er das Angebot entsprechend an gehobene oder ge- sunkene Ansprüche an. Auch Bernd Gellesch, Geschäftsführer der Ga- kenholz + Gellesch GmbH, reagiert flexibel auf ei- ne veränderte Nachfrage. Er betreibt acht Märkte in Berlin, darunter den Türkischen Markt mit 60 Händlern auf 2.000 Quadratmetern in der Genter Straße imWedding, undwird absehbarweitere vier eröffnen. „Als die polnische und afrikanische Ge- meinde wuchs, haben wir vermehrt Produkte aus deren Heimat angeboten“, sagt Gellesch. Er inse- riert verstärkt in polnischen Zeitungen, in türki- schen ist er eh seit Langem vertreten. Für frischen Wind sorgen neue Anbieter. Zu- letzt seien Händler aus Spanien und England ge- wonnen worden. Zahlreiche Sonderveranstaltun- gen mit Markenproduzenten, Halloweenpartys, Kinderfeste, Charity-Events oder auch die Bürger- meistersprechstunde sollen zudem die Verweil- dauer erhöhen. Das Sortiment der „Kaufhäuser un- ter freiem Himmel“ bleibt hingegen weitgehend stabil. Zu 70 Prozent bieten die Stände Lebensmit- tel an, zu 30 Prozent Non-Food-Waren, vor allem Stoffe. Nicht fehlen dürfe ein Imbiss. Die Rech- nung der Händler: Wer länger verweilt, kauft im Idealfall mehr ein. Die Aufenthaltsqualität haben » Ladenöffnungszeiten, Lebensmittelketten, unter denen selbst Discounter heute mit immer grö- ßerem Frischeangebot punkteten, oder die zahl- reichen Einkaufszentren mit meist großzügigem Parkplatzangebot. So eröffnete soebenmit der East Side Mall Berlins 69. Einkaufscenter. Gleichzeitig suchten die Kunden verstärkt ein individuelles Einkaufserlebnis. „Davon profitieren unsereWochenmärkte“, sagt der Unternehmer, der auf den richtigen Angebotsmix achtet: Obst und Gemüse aus der Region vom Rudower Apfel über die Dicke Linda bis zu Spreewälder Gurken, inter- nationale Spezialitäten, seien es griechische Dol- madakia, spanische Chorizo oder Pak Choi aus Asien, sowie angesagtes Streetfood. Die Kulinari- sierung der Wochenmärkte sei ein Trend, der al- le Standorte gleichermaßen erfasst habe und bei der Profilierung nicht fehlen dürfe, so Fink. Erfolg- reich ist, wer den Geschmack trifft. „Schampus zur Currywurst mag amKollwitzplatz gut laufen, in ei- nem Stadtteil mit geringerer Kaufkraft würde das nicht funktionieren.“ Wie ein überarbeitetes Konzept das Geschäft ankurbeln kann, hat Fink am Hermannplatz in Neukölln vorgemacht. Seitdem diverse Stände in- ternationales Streetfood anbieten und einmal wö- chentlichMusiker live auf einer Bühne für gute Un- terhaltung sorgen, ist die Auslastung der Marktflä-
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