Berliner Wirtschaft 11/2020
» die Netzgemeinde wissen, dass er als Buchhalter im Unternehmen tätig ist. Schließlich bekommt er eine fingierte Mail seines Chefs, der ihn auf- fordert, sofort einen Betrag x auf ein bestimmtes Konto zu überweisen. Und macht es. Neben etablierten Systemhäusern und Bera- tern locken die Themen IT-Sicherheit und Daten- schutz auch immer stärker die Start-ups. Zu ihnen gehört die im Herbst 2017 gegründete Perseus Technologies GmbH, die im Fintech-Hub H:32 an der Hardenbergstraße sitzt und vor allem kleine und mittlere Unternehmen gewinnen will, die sich keine großen Sicherheitsabteilun- gen leisten können. Ihnen bietet Perseus brow- serbasierte Mitarbeitertrainings und simulierte Phishing-E-Mails, eine 24/7-Cyber-Nothilfe sowie Antivirensoftware. Cyberattacken aufs Corona-Homeoffice Wie wenig sich Unternehmenmit neuen Gefahren auseinandersetzen, belegt eine Anfang Oktober 2020 veröffentlichte Umfrage „Cybersicherheit in Zeiten von Corona – wie verhalten sich Unter- nehmen im Cybernotfall“, die Perseus gemein- sam mit dem Online-Meinungsforschungsinsti- tut Civey erstellt hat. „Jeder zweite Mitarbeiter fühlte sich nicht ausreichend oder gar nicht über Cyberrisiken und Datenschutz amArbeitsplatz in den eigenen vier Wänden informiert“, sagt Per- seus-Geschäftsführer Christoph Holle. Das habe zu vermehrten Phishing-Angriffen geführt. Laut der Umfrage waren 50 Prozent der Cyberangriffe seit dem Corona-Lockdown auf Phishing-Atta- cken zurückzuführen. Mit mehr als 80 Prozent stellen vor allem E-Mails die größten Gefahrenherde dar. Jeder dritte Mitarbeiter kann sich aber im Notfall an niemand wenden, weil es keinen Ansprech- partner im Unternehmen gibt. Der Schaden ist laut Studie beträchtlich: Bei fast jedem vierten Opfer eines Cyberangriffs dauerte es länger als 24 Stunden, bis man wieder auf Systeme, Anlagen oder Netzwerke zugreifen konnte. Den monetä- ren Schaden – die Kosten für Analyse und Wie- derherstellung – bezifferten 39 Prozent auf unter 5.000 Euro, aber immerhin 16 Prozent auf mehr als 20.000 Euro. Für sein weiteres Wachstum hat sich das Start-up Perseus einen kapitalstarken Partner an die Seite geholt. ImFebruar 2020 stieg bei den Ber- linern die Versicherungsgruppe HDI ein, die sich mit diesem strategischen Investment in der stark wachsenden Cyberbranche ein neues Geschäfts- feld aufbauen will. Davon profitiert nicht zuletzt der durch Corona stark unter Druck geratene Ber- liner Arbeitsmarkt. Die Zahl der Mitarbeiter soll laut Holle von 30 Ende 2019 auf 70 bis Ende des Jahres steigen. Gesucht werden unter anderem Cyberspezialisten, die zu Perseus nicht nur aus der Hauptstadt, sondern aus der ganzen Welt Markus Willems Wibocon Nach einem Verschlüsselungs angriff kann das Unternehmen fünf bis zehn Tage stillstehen. Euro und mehr beträgt die Schadenssumme bei Cyberattacken in beinahe jedem fünften Fall. Das zeigt eine Studie des Berliner Unterneh- mens Perseus zur Sicherheit während der Corona-Pandemie. 20000 SCHWERPUNKT | IT-Sicherheit
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