Berliner Wirtschaft 11/2019

Die Anfänge waren bescheiden, aber dann schuf Hugo Frehse mit Fresöni ein erfolgreiches Unternehmen für erschwingliche Süßwaren von Björn Berghausen (BBWA) Vom Stall zur Schokofabrik Kakaobohnen wurden in den Produktionshallen von Fresöni zu Pralinen und Tafeln verarbeitet. Signalfarbene VW-Busse fielen als Lieferwagen auf Hugo Frehse (1871– 1954), Geschäftsführer von Fresöni, war auch für seine Wohltä- tigkeit bekannt: Zu Weihnachten durften Flüchtlingskinder seine Fabrik besuchen FOTOS: BBWA BRANCHEN | Historie 46 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 11 | 2019 A m 1. November 1922 ließ Hugo Frehse die „H. u. K. Fresöni Schokoladenfabrik GmbH“ eintragen und begründete damit eine der bekannten Berliner Süßwaren- fabriken. Frehse (1871–1954) war zu diesem Zeit- punkt noch Direktionsmitglied bei Wertheimund für den Einkauf zuständig. Im Unternehmens- jargon gründete er das Unternehmen „für seine Söhne“ Herbert und Kurt, die allerdings beide vor ihm starben. Die Anfänge des Unternehmens waren bescheiden: Ein ehemaliger Pferdestall an der Hasenheide diente als Produktionsstätte, ehe Fresöni 1924 an den Tempelhofer Berg zog. Im Jahr 1932 verließ Hugo Frehse Wertheim und trat in die Geschäftsführung von Fresöni ein. Es wurden hauptsächlich feine Pralinen und Schokoladentafeln hergestellt und in zehn eige- nen Geschäften unter demFirmenschriftzug ver- kauft. Im Krieg wurden Rohstofflieferungen wie Kakaobohnen knapp. Während ein Teil des Fab- rikationsgebäudes an Schering vermietet wurde, stellte Fresöni zunächst Zuckerwaren und dann Rasiercreme her. Nach dem Krieg beginnt Fresönis Aufstieg im August 1949, nachdem Rohkakao wieder in der geteilten Stadt West-Berlin verfügbar war. Federführend neben dem Senior-Chef war des- sen Schwiegersohn Johann Aengeneyndt, der nun Pralinen, Tafelschokolade, „Knickebein-Likör- und Himbeer-Creme-Riegel“, Ingwerstäbchen und Reliefschokolade verkaufte. Bei Kinogän- gern beliebt waren „Fresöni’s Mocca-Bohnen“, auf die eine fröhliche Kinowerbung Appetit machte: „nahrhaft – schmackhaft – fabelhaft“. Fresönis Aufstieg war zwei Umständen zu ver- danken: Zumeinen konnteman auf den Apparate- bestand der Vorkriegszeit zugreifen, zumanderen bot Fresöni nicht viele unterschiedliche Artikel an, sondern nur zwanzig, was eine „gute, preis- werte Qualität“ ermöglichte, wie die hauseigene Werbung umschrieb. Ende der 1960er-Jahremachten sich der veral- tete Maschinenpark und die Konkurrenz der gro- ßen Süßwarenkonzerne bemerkbar. Die Eigentü- mer standen vor der Entscheidung, zu investieren oder zu verkaufen. Man veräußerte an den Inves- tor Kristian Benzmann, der den Namen Fresöni für Spekulationenmissbrauchte und 1973 in einem der längsten Prozesse Berlins wegen Betrugs zu viereinhalb Jahren verurteilt wurde. ■ Für Interessierte Die Bestände des Berlin- Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs (BBWA) können eingesehen werden. Kontakt und Informationen: bb-wa.de

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