Berliner Wirtschaft 11/2019
dung über die Empfehlung liegt beim Stylisten. Uns ist es sehr wichtig, dass unsere 200 Stylisten die Kun- den persönlich bedienen. Wir wollen sie nicht durch Technologie ersetzen. Wo sehen Sie Expansions- chancen? Können Sie sich vorstellen, auch Damen- mode anzubieten? Ja, wir haben jetzt die Platt- form, die Technologie und die Prozesse, um weitere Zielgruppen zu bedienen. Frauen sind deshalb defi- nitiv interessant für uns. Aktuell sind wir aber dar- auf fokussiert, Outfittery für Männer in weiteren Ländern erfolgreich zu machen. Wir sind gerade in den französischenMarkt gestartet und damit jetzt in neun Ländern mit ins- gesamt einer Million Kun- den aktiv. Wer ist heute typischer- weise Outfittery-Kunde? Es sind vor allem Männer im Alter von 25 bis 60 Jah- ren. Das Durchschnittsal- ter liegt bei 35. Es gibt verschiedene Gründe, bei uns einzukaufen. Die meisten unserer Kunden kaufen eigentlich nicht so gern ein. Sie finden es toll, dass Outfittery sich darum kümmert und ein Stylist für sie aus der riesigen Auswahl am Markt die pas- senden Teile aussucht. Der andere Kundentyp hat schon ziemlich klare Vorstellungen, welche Marken er bevorzugt und welche Styles er mag. Aber er fin- det es spannend, dass er nun einen Stylisten hat, der auch mal was Neues vorschlägt. Was macht Berlin als Standort für Outfittery attraktiv? Hier ist die Wahrscheinlichkeit, neue Mitarbeiter zu bekommen, einfach höher als in anderen Städten. Vor allem ist diese Stadt international, sodass wie hier auch Stylisten für internationale Märkte bekommen. Unsere 450 Mitarbeiter setzen sich schon heute aus 30 Nationen zusammen. ■ wir darüber, dass bei 90 Prozent aller Retouren ein Grund genannt wird. Dadurch können wir wiede- rum unseren Service verbessern. Kleine Boutiquen werden nie mit so vielen Daten arbeiten können. Sind diese Läden deshalb im künftigen Wettbewerb chancenlos? Das ist eine interessante Frage. Ich glaube, Bou- tiquen, die es schaffen, sehr intensive Beziehungen zum Kunden aufzubauen und zu pflegen, werden auch weiterhin Chancen haben. In welchem Verhältnis stehen bei Ihnen Stylisten und Technologie? Der Stylist wird durch die Technologie unterstützt. Er bekommt vom SystemOutfits empfohlen, die unse- ren Algorithmen zufolge die größten Wahrschein- lichkeiten dafür aufweisen, dass der Kunde sie nach der Zustellung auch behält. Aber die finale Entschei- Dr. Mateusz Hartwich, IHK-Experte für den Einzelhandel Tel.: 030 / 315 10-827 mateusz.hartwich@ berlin.ihk.de Julia Bösch Geschäftsführerin Outfittery GmbH gründete 2012 zusam- men mit Anna Alex Outfittery. Ihre Vision: das Einkaufserlebnis für Männer entspann- ter und angenehmer zu machen. Zuvor leitete Julia Bösch die Internationalisierung von Zalando. An der Columbia Business School in Ney York und am CDTM in München studierte sie Betriebswirtschaft. 2017 wurde sie unter die Top 50 der ein- flussreichsten Frauen in der Start-up- und Venture-Capital-Welt gewählt. SCHWERPUNKT | Interview 33 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 11 | 2019
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