Berliner Wirtschaft 11/2019

Digitale Lösungen auch zum Anfassen Kostenlose Angebote zur Digitalisierung für kleine und mittlere Händler: Kompetenzzentrum Praxisnahe Unterstüt- zung bietet das Anfang Oktober 2019 gestartete „Mittelstand 4.0-Kom- petenzzentrum Handel“. Die vom Bundeswirt- schaftsministerium geförderten Angebote umfassen u.a. Webinare, Workshops, Checklisten, Best-Practice-Fälle und Podcasts zu Trendthe- men. DigitalMobil Handel Mit dem DigitalMobil Handel (DiMo) vermittelt das Kompetenzzentrum digitale Lösungen zum Anfassen, etwa einen 360-Grad-Rundgang per App durch den Laden. Das DiMo ist für Ver- anstaltungen buchbar. Konsortialführer ist der Handelsverband Deutschland. Weitere Informationen kompetenzzentrum- handel.de Mehr zur Förderinitiative Mittelstand-Digital des Bundeswirtschafts- ministeriums unter: mittelstand-digital.de M ittagsmuss es schnell gehen. Und schme- cken soll es natürlich trotzdem. Der Ber- liner Gastronom Heinz „Cookie“ Gin- dullis hat aus dieser Erkenntnis für das Restaurant der SAP-Hauptstadtrepräsentanz eine digitale Geschäftsidee entwickelt. In die öffent- lich zugängliche „Data Kitchen“ bei den Hacke- schen Höfen kommen neben SAPlern vor allem junge Start-up-Unternehmer aus der Umgebung, die gern regional und gut essen. Bestellt und auch bezahlt haben die Gäste bereits imBüro oder von unterwegs, nicht etwa per Telefon, sondern via App für eine bestimmte Uhrzeit. Vor Ort zückt der Besucher dann sein Smartphone und öffnet in einer futuristisch anmutenden Automaten- wand ein Fach mit seinem Essen. Auf Personal will Berlins erstes Digital-Lokal trotzdem nicht verzichten. Es bringt Getränke und Desserts und nimmt sich Zeit für Fragen. „Wir sind natürlich gern zur Stelle, wenn Besucher das erste Mal kom- men und Berührungsängste mit der Technologie haben“, sagt Restaurantleiter Christian Hamerle. Ziel sei es, für die Kunden die digitalen Prozesse so reibungslos und bedienerfreundlich wie mög- lich zu gestalten. Gleichzeitig spare das Personal Zeit, sodass der Umsatz im Idealfall steige. Digitale Technologien: Chancen für Kleine So technologisch aufgeschlossen wie Hamerle sind nicht viele Gastronomen und Geschäftsin- haber. Nur 20 Prozent der Berliner Gastgewerbe- betriebe und gut 30 Prozent der Händler gaben in einer Befragung der IHK Berlin im Jahr 2017 an, dass die Digitalisierung von zentraler Bedeu- tung für ihren Geschäftserfolg sei. ImSchnitt aller zehn befragten Branchen waren es hingegen 38,2 Prozent. Mehr als die Hälfte der Händler stehe bei Kooperationenmit Partnern für die Entwicklung innovativer Produkte und Geschäftsmodelle noch ganz am Anfang, heißt es in der Studie „Digitali- sierung der Berliner Wirtschaft“. Es mangelt vor allem an personellen und zeitlichen Ressourcen ebenso wie an den Finanzen. Dabei bieten digitale Technologien gerade auch für kleinere Geschäfte und Restaurants die Chance, ihr Geschäftsmo- dell zu erweitern, neue Services anzubieten und dadurch die Kundenbindung zu erhöhen. Die „Berliner Wirtschaft“ stellt Unternehmen und Initiativen vor, die unterschiedlichste digitale Lösungen für Gastgewerbe und Handel anbieten. Noch spielen lokale oder überregionale Marktplätze für die Berliner Händler nur eine untergeordnete Rolle. Nur knapp 20 Prozent Ina Remmers Geschäftsführerin Good Hood GmbH An dem 2015 gegründeten Sozial- unternehmen ist u.a. der Medienkon- zern Burda beteiligt. Die 80 Mitarbeiter verknüpfen Online- und Offline-Welt mit Angeboten wie nebenan.de » Grafik: BW, Quelle: Commerzbank-Studie Digitalisierung im Einzelhandel 2018 Vernetzte Vertriebskanäle Berliner Einzelhändler bieten ihren Kunden vielfältige Kombinationen bei stationärem und Online-Shopping Verkauf Stationär und online nur online weiß nicht/keine Angabe Online-Bestellung/Abholen im Ladengeschäft Bestellung im Ladengeschäft/Lieferung nach Hause Tracking, d.h. Nachverfolgen der Lieferung Virtuelle Individualisierung/Konfektionierung Abholung bei einem Lieferpartner Verwendung von QR-Codes Vertriebskanäle Nur stationär im Ladengeschäft % 54 50 42 29 25 21 59 24 9 9 Website wichtigster Digitalkanal ImVerkauf vertrauen Berlins Händler ihremWeb-Auftritt, Kommunikation über Social Media, Google und Newsletter Kundenkommunikation Facebook Online-Feedback (über Website) Suchmaschinenwerbung E-Mail-Newsletter Google-My-Business Instagram Twitter Xing Verkauf Eigener Online-Shop/Website eBay Amazon Andere Online-Marktplätze 41 40 37 36 25 17 11 7 15 42 7 19 Bargeld lacht – aber Karte holt auf Giro- und Kreditkarten werden wichtiger, Berlins Händler rüsten bei kontaktlosen Bezahlsystemen nach Kontaktlose Kartenzahlung Noch nicht, aber geplant Nein, auch nicht geplant weiß nicht/keine Angabe Barzahlung Rechnung/Überweisung Girocard Kreditkarte SEPA-Lastschrift Die Mehrheit der Kunden zahlt: Ja 37 24 18 9 2 35 56 4 5 FOTO: NEBENAN.DE SCHWERPUNKT | Digitalisierung 22 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 11 | 2019

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