Berliner Wirtschaft 11/2019

A uf einen engagierten Schlagabtausch stimmte IHK-Präsidentin Dr. Bea- trice Krammdie Gäste des Wirtschaftspolitischen Frühstücks gleich zu Beginn ein. Die Äußerungen ihres Gastes ließen bisweilen wenig Raum für Interpretation. Antje Kapek habe die Opposition einmal als „ekla- tanten Totalausfall“ bezeichnet. Ein weiteres Zitat der Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus sei: „Ich habe die Schnauze davon voll, dass für die Koalition ständig B-Noten vergeben werden.“ Unternehmer empfinden das Klima in Berlin als wirtschaftsfeindlich Aber auch Kramm selbst nahm kein Blatt vor den Mund, als sie Missstände ansprach: „Uns berichten Unternehmer, dass sie lieber in Brandenburg oder anderen Teilen Deutschlands bzw. der Welt investieren als in Berlin, weil sie das Klima in Berlin als wirtschaftsfeindlich empfinden.“ Bei vielen von ihnen habe sich in den letzten Monaten der Eindruck verfestigt, dass Teile der Poli- tik die Wirtschaft nicht als Partner begreifen, sondern als „notwendiges Übel“. Berliner Unternehmer seien ja für eine Energiewende inklusive CO 2 -Beprei- sung und eine Mobilitätswende. Drängende Fragen seien aber: „Wie wird der Wirtschaftsverkehr in Berlin so organisiert, dass die Versorgung der Menschen gewährleistet bleibt? Wie schaffen wir es, mehr und schneller bezahlbaren Wohnraum zu schaffen?“ Freie Flächen würden nicht aktiviert, die Zahl der Baugenehmigungen gehe sogar zurück. „Staatliche Eingriffe wie Enteignungen und Mietendeckel werden diese Entwicklung weiter verschärfen.“ Bevor sie den Ball aufnahm, startete die in Kreuzberg aufgewachsene Kapek mit einer Liebeserklärung an ihre Geburtsstadt: „Berlin ist die coolste Stadt der Welt.“ Berlin sei aber auch viele Jahre auf Verschleiß gefahren worden. Die Koalition habe deshalb drei große Offensiven gestartet: zumWohnungsbau, Antje Kapek, Fraktions- vorsitzende Bündnis 90/ Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus Die 1976 in Berlin geborene Politikerin hat an der FU Geografie studiert und an der University of Greenwich Urban- und Regionalplanung. Mitglied des Berliner Abgeordne- tenhauses ist sie seit 2011. Dr. Beatrice Kramm Präsidentin der IHK Berlin Viele Unternehmer haben den Eindruck, dass Teile der Politik die Wirtschaft als notwendiges Übel begreifen. Warum kann nicht das Tempelhofer Feld für den Wohnungsbau genutzt werden? Jan Eder IHK-Hauptgeschäftsführer Mietendeckel, Wohnungsbau, Verkehrswende: Antje Kapek, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, sprach auch im Ludwig Erhard Haus Klartext von Eli Hamacher Kontroverse Themen und Ansichten am frühen Morgen » AGENDA | Wirtschaftspolitisches Frühstück 11 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 11 | 2019

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