Berliner Wirtschaft 10/2020

F lexibel sein, Kosten reduzieren und nach- haltiger werden: Mieten statt kaufen kommt immer mehr in Mode. Unterneh- men aus Berlin bringen dafür die passen- den Geschäftsmodelle auf den Markt. Zu die- sen gehört Grover. Erst 2015 gegründet, ist das Start-up schnell zu einem der europäischen Marktführer im Vermieten von Unterhaltungs- elektronik emporgestiegen. Grover vermietet Produkte vom Smartphone über den E-Scoo- ter bis zur Gaming-Konsole über ein monatli- ches Abonnement-Modell auf der eigenen Platt- form und kooperiert gleichzeitig mit führenden europäischen Elektronik-Händlern. Der Service ermöglicht es Kunden, gewünschte Produkte je nach ihren individuellen Bedürfnissen zu behal- ten, zu wechseln, zu kaufen oder zurückzugeben. Über 80 Prozent der Nutzer sind Privatkun- den, vor allem bei jüngeren Kunden stößt das Mietmodell auf reges Interesse. „Vier bis fünf Kunden kommen im Schnitt auf ein Gerät“, sagt Thomas Antonioli, CFO von Grover. „Dank der Vermietung unserer Produkte anmehrere Nutzer über den gesamten Lebenszyklus hinweg können wir aus jedemGerät seinenmaximalenWert zie- hen. Damit reduzieren wir gleichzeitig die Menge an Elektronikschrott.“ Bis dato hat das Unternehmen rund 150.000 Geräte rezirkuliert. „Das ,Access over Owner- ship‘-Modell, auf dem Grover basiert, ist rele- vanter denn je“, ergänzt der CEO Michael Cas- sau. „Besonders in turbulenten Zeiten wie diesen reflektieren die meisten Menschen ihre Ausga- ben stärker und erkennen die Vorteile des flexi- blen Zugangs gegenüber großen Anschaffungen und langwierigen finanziellen Verpflichtungen.“ Leihpakete für mobile Endgeräte Grover ist nicht das einzige Berliner Unterneh- men, das sich auf die zeitweise Überlassung von Technik spezialisiert hat. Auch Fonlos setzt auf das Geschäftsmodell, bei dem die Nutzung eine wichtigere Rolle als der Besitz spielt. Allerdings konzentriert sich das Unternehmen mit seinem „Tech as a service“-Angebot auf das Segment der Geschäftskunden. Ob für kurzfristige Einsätze auf Messen und Events oder eine 24-monatige Nutzung von Firmenhandys, Laptops oder Tab- lets für Mitarbeiter: Die Einsatzmöglichkeiten sind breit gefächert. Im Prinzip richtet sich das Ange- bot an alle größeren Unternehmen ab 500 Mitar- beitern, ist aber auch für kleinere Unternehmen geeignet, die nicht regelmäßig Geld und Zeit in die Beschaffungsprozesse ihrer Technik investieren möchten. „Für die meisten modernen und agi- len Unternehmen ergibt es schlichtweg keinen Sinn, sich Technik ans Bein zu binden, die bin- nen weniger Monate massiv an Wert verliert“, erklärt CEO und Mitgründer Pierre Lässig. „Die Miete ist das ideale Instrument, um die Effizi- enz in Unternehmen, aber auch ihre Flexibili- tät zu steigern.“ So bietet der Dienstleister neben dem soge- nannten Lifecycle Service wie das individuali- sierte Set-up von Endgeräten oder eine zertifi- zierte Datenlöschung ein Paket mit vielen weite- ren Lösungen für mobile Endgeräte im Rahmen des Mobile Device Managements an. Dazu zählt auch eine innovative Versicherungslösung. „Bun- desweit ist bei unseren Produkten für Zeiträume ab sechs Monaten Mietzeit bereits ein Versi- cherungsschutz ohne Selbstbehalt integriert“, erklärt Lässig. Digitalisierung macht Sharing leicht Angebote aus der „Sharing Economy“ neh- men auch in anderen Bereichen spürbar zu. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Einerseits hat die Digitalisierung das Sharing-Prinzip verein- facht. Andererseits findet seit einiger Zeit einWer- tewandel hin zu einem ressourcenschonenden Konsum mit einem Plus an Nachhaltigkeit statt. Diese Idee gehört auch zur DNA von Swoofle. Das Berliner Unternehmen entwickelt und vertreibt Designmöbel. Sie kommen auf größeren Events wie Kongressen und Messen, aber auch bei Hoch- zeiten zum Einsatz. Im Fokus des Wirtschaftens stehen drei Ziele: ökologisch nachhaltig, ökono- misch optimiert und sozial verantwortlich zu arbeiten und zu produzieren. „Wir vermieten ein Lebensgefühl, die Möbel gibt es gratis“, sagt Georg Winkel, Gründer und CEO. Mit diesem Motto konnte Swoofle seinen Umsatz jährlich verdoppeln. Allerdings sieht sich das Unternehmen seit dem Beginn der Coro- na-Krise mit dramatischen Einbußen konfron- tiert. „Momentan gibt es imVeranstaltungsbereich keinerlei Perspektiven“, weiß Winkel zu berich- ten. „Der Branche geht es miserabel.“ Dennoch bleibt der Unternehmer optimis- tisch. So reagierte er auf die Krise mit der Grün- dung einer neuen Firma egoodieBag.de. Das Angebot: digitale Geschenkbeutel für Messen und Kongresse. Damit bleibt Winkel seinemCredo von der Vereinbarkeit von Nachhaltigkeit und Öko- nomie treu. ■ FOTOS: GETTY IMAGES/WESTEND61, LUDMILA BRAUN Von Tablets bis zu Designmöbeln – Unternehmen nutzen zunehmend die Möglichkeit des Mietens Pierre Lässig Fonlos, CEO und Mitgründer Für die meisten Unternehmen ergibt es schlichtweg keinen Sinn, sich Technik ans Bein zu binden. 37 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 10 | 2020 BRANCHEN | Sharing Economy

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