Berliner Wirtschaft 10/2020

Den Versuch in der Friedrichstraße finde ich sehr gut. Ich verspreche mir davon eine höhere Aufenthaltsquali- tät für die Besucher und mehr Auf- merksamkeit für das Thema Fuß- gängerzonen. Es braucht ein Umfeld, in dem sich Fußgänger wohlfühlen – mit mehr Grün und Aufenthaltsberei- chen. Damit wird ein Einkaufserlebnis außerhalb des Internets geschaffen. Lediglich den großen Fahrradstreifen in der Mitte der Friedrichstraße finde ich ungünstig – Passanten sollten sich frei bewegen können. So wie in der Wilmersdorfer Straße. Als Arbeitsge- meinschaft fordern wir sogar deren Verlängerung von der Schiller- bis zur Bismarckstraße. Am 9. und 10. Okto- ber wird dieser Abschnitt testweise für den Durchgangsverkehr gesperrt – nur die Anlieferung bleibt möglich. Damit soll auch dieser Bereich lang- fristig aufgewertet werden! Die Devise, Autos weg und mehr Frei- heit für Fahrradfahrer, wird keinen positiven wirtschaftlichen Effekt für die anliegenden Händler haben. Ich bin nicht grundsätzlich gegen Fußgän- gerzonen, aber die Attraktivität einer Stadt hängt nicht davon ab. Wichtiger ist ein individuelles Konzept für die Berliner Einkaufsstraßen, das über die Frage der Verkehrssituation hin- ausgeht. Die Friedrichstraße ist eine international renommierte Einkaufs- straße, ein touristischer Hotspot Ber- lins. Wir müssen Antworten auf die Frage nach dem Markenkern finden und überlegen, welche Rolle die Fried- richstraße im gesamtstädtischen Kon- text spielen soll. Die größte Konkur- renz ist und bleibt der Onlinehandel, da reichen Bäume und Bänke nicht aus. Es geht hier um die nachhaltige Stärkung des Wirtschaftsstandortes – der Zweck heiligt nicht die Mittel. pro Thomas Bong Vorsitzender der AG Wilmersdorfer Straße Guido Herrmann Vorstandsvorsitzender des Vereins DIE MITTE contra Stimmen Sie ab! Sind Fußgängerzonen in Einkaufsstraßen sinnvoll? Ihre Meinung ist gefragt! berliner-wirtschaft.de/meinung/fuzo Machen Fußgängerzonen das Einkaufen schöner? Der stationäre Handel steht durch die Zunahme des Onlinehandels stärker unter Druck, die Corona-Pandemie hat diesen Trend noch verschärft. In der Berliner Friedrichstraße wird nun getestet, ob eine autofreie Zone mehr Kunden in die Geschäftstraße lockt. Ein Versuch, an dem sich die Geister scheiden FOTOS: PRIVAT, DENNIS WEINBÖRNER Die Attraktivität einer Stadt hängt nicht an Fußgängerzonen, wichtiger ist ein individuelles Konzept. Es braucht ein Umfeld, in dem sich Fußgänger wohlfühlen – mit mehr Grün und Aufenthaltsbereichen. AGENDA | Pro & Contra 16 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 10 | 2020

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