Berliner Wirtschaft 10/2019
A ls Geschäftsführer der Gewerbesiedlungs- Gesellschaft mbH (GSG Berlin) beobach- tet Sebastian Blecke intensiv den Berliner Markt für Gewerbeimmobilien – und damit den Strukturwandel. Während zum Beispiel einige Handwerksbetriebe sich Flächen im S-Bahn-Ring nicht mehr leisten können, mieten Digital-Start-ups immer mehr Büros in zentralen Lagen an. Dennoch: Mit denmeisten Firmen kann die GSG auch zu höhe- ren Mieten Anschlussverträge abschließen. Berliner Wirtschaft: Angenommen, Sie wären nicht Vermieter, sondernMieter: Wären Sie besorgt imHinblick auf den Abschluss künftiger Gewerbe- mietverträge in Berlin? Sebastian Blecke: Ganz entspannt wäre ich sicher- lich nicht, weil es ja viele Informationen über stei- gende Gewerbemieten in der Presse gibt. Ich glaube, Gewerbetreibende sind in der Regel gut beraten, wenn sie langfristige Mietverträge, zum Beispiel über zehn Jahre, abschließen. Folglich rechnen Sie mit weiter steigenden Mieten. Ja, die Mieten werden weiter steigen, aber nicht mehr ganz so stark. In Kreuzberg sind die Durchschnitts- mieten seit 2013 imDurchschnitt um 15 Prozent pro Jahr gestiegen. Das wird so nicht weitergehen. In Top-Lagen wie der City West oder am Potsdamer Platz werden Spitzenmieten von 30 oder 35 Euro gezahlt. Ich kann mir auch 40 Euro vorstellen, aber dann sehe ich derzeit nicht mehr sehr viel Potenzial. Was macht Sie da so sicher? Einmal die konjunkturelle Entwicklung. Auch wenn Berlin wahrscheinlich besser durch den Abschwung „Wir sind im Gewerbe die Mietpreisbremse“ GSG-Chef Sebastian Blecke ist einer der größten Gewerbevermieter der Stadt. Die Leerstandsquote von 1,5 Prozent hält er für viel zu niedrig. Unternehmen brauchen bereits anderthalb bis zwei Jahre Vorlaufzeit für einen Umzug von Michael Gneuss kommt als andere Regionen, wird sie ihre Spuren hinterlassen. Außerdem wird viel gebaut. Aber nicht genug, oder? Wir rechnen damit, dass 2020 und 2021 insgesamt ein Bedarf an 50.000 zusätzlichen Büroarbeitsplätzen entsteht. Daraus ergibt sich ein Flächenbedarf von rund einer Million Quadratmetern. So viel wird in diesem Zeitraum auch in etwa fertiggestellt. Dem- zufolge bleibt das Verhältnis von Angebot und Nach- frage stabil. Die Leerstandsquote wird also auf dem aktuellen Niveau von etwa 1,5 Prozent bleiben. Das ist aber natürlich viel zu wenig. Sebastian Blecke verantwortet als COO des größten Berliner Gewerbe- flächenanbieters GSG Berlin einen Immobilienbestand von ungefähr einer Million Quadrat- metern, der mit zwei Milliarden Euro bewertet ist » FOTOS: CHRISTIAN KIELMANN 31 BERLINER WIRTSCHAFT 10 | 2019 SCHWERPUNKT | Interview
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