Berliner Wirtschaft 10/2019
den. Beide Standorte liegen in Prenz- lauer Berg: In der Pasteurstraße ent- steht ein neues Wohngebäude, in dessen Erdgeschoss ein Rewe-Markt angesie- delt wird. Und in der Pappelallee ließ Rewe unlängst die alte DDR-Kaufhalle, die bis Ende 2017 einen Kaiser’s-Markt beheimatete, abreißen. Auch hier ent- stehen 60 Wohnungen, im Erdgeschoss wird es auch hier wieder einen Rewe- Markt geben. „Im Sinne der innerstäd- tischen Verdichtung ist die Überbauung von Supermärkten auf jeden Fall sinn- voll“, sagt Mike Michel. Ganz einfach ist das allerdings nicht, haben doch mehr- geschossige Bauten ganz andere Anfor- derungen an Statik und Lärmschutz als die bisher bestehenden „Flachmänner“. Druck aus dem Markt nehmen „Hier und dort mal einen Supermarkt oder eine Arztpraxis in einen Wohn- neubau zu integrieren“, das kann sich auch Ingo Malter vorstellen. Malter ist Geschäftsführer der städtischen Woh- nungsbaugesellschaft Stadt und Land, die sich schon vor fünf Jahren Flächen vom Land Berlin, aber auch von privaten Eigentümern gesichert hat. Hier will er bis 2026 rund 10.000Wohnungen schaffen – 7.000 sind derzeit in Bau oder Bauvorbe- reitung, 1.600 auch schon fertig. Platz für Unternehmen wird es auf seinen Flächen aber nicht geben. „Wir haben den Auftrag, Wohnungen zu bauen. Und das machen wir auch.“ Dabei wünscht sich auch Mal- ter eine bunt durchmischte Stadt – und auf dem Weg dorthin einen sachlich geführten Dialog hinsichtlich der Stadtentwicklung. Ein solcher Dialog und ein gesamtstädtischer Entwicklungsplan könnten auch den Druck aus dem Immobilienmarkt nehmen, meint Thomas Willemeit, Architekt im Büro Graft. Denn wenn alle Akteure im Unklaren seien, in welche Rich- tung sich die Hauptstadt weiterentwickelnwill, sei Spekulationen Verschub geleistet. „Der Schlüssel liegt darin, eine Stadt zu denken, die Wachstum- sentwicklungen sowohl der Bevölkerung als auch der Unternehmen flexibel abfedern kann – und zwar nicht nur in den nächsten Jahren, sondern in den nächsten Dekaden.“ Wir müssten heute ent- scheiden, wie wir Berlin aufstellen, damit es der Welt und der Zukunft zugewandt bleibt. ■ Märkte sowie über Parkplätzen oder flachen Ver- waltungsbauten entstehen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Fachbereichs Bauwirtschaft der TUDarmstadt und des Pestel-Instituts Hannover. „Doch die Impulse dieser Gipfel sind weit- gehend verpufft“, beklagt Mike Michel, Expan- sionsleiter Region Ost bei der Supermarktkette Rewe. Dabei brauche es genau solche Plattformen, einen Dialog, bei dem alle Beteiligten an einem Tisch zusammenkommen und Lösungen finden, die alle Berliner adressieren. Nur so könne Ber- lin ein zielführendes Gesamtkonzept mit klaren Strukturen und Handlungsoptionen entwickeln, meint Michel. Derzeit hat er nur zwei Rewe-Standorte in Berlin, die mit Wohngebäuden überbaut wer- Timo Herzberg Signa Real Estate Deutschland Signa wurde vor allem durch die Karstadt-Über- nahme bekannt. Die Immobiliensparte des österreichischen Unternehmens ist seit 2014 in Deutschland am Start, aktuell mit 111 Mitarbeitern. FOTOS: CHRISTIAN KIELMANN, GETTY IMAGES/WESTEND61 28 BERLINER WIRTSCHAFT 10 | 2019
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