Berliner Wirtschaft 10/2019

Bildung und Forschung, Handel und Handwerk – einschließt, fehlt bisher. Was es hingegen gibt, sind einzelne, in sich abgeschlossene Entwick- lungspläne – zum Beispiel zum Hochhausbau, zum Wohnungsbau, zur Gewerbehofentwick- lung. Sie betrachten Berlin und seine Potenziale aber nicht als Ganzes. Auch fehlt ein gesamtstäd- tischer Überblick über bebaubare öffentliche Flä- chen. Zwar führen die Bezirke ebenso wie der landeseigene Immobiliendienstleister BIM Ber- liner Immobilienmanagement GmbH Bestands- listen über eigene Liegenschaften, jedoch gebe es keinen Gesamtüberblick, moniert Baba. ImKoali- tionsvertrag heißt es immerhin: „Die Einrichtung eines öffentlichen Liegenschaftskatasters wird geprüft.“ Ein Geo-Informationssys- tem sei derzeit in Umsetzung, weiß Baba. Auf welchen Säulen ein stadtumfas- sendes Leitbild stehen könnte, erklärt der Architekt Christoph Langhof: „Wir brauchen eine Stadt der kurzen Wege. Wir müssen sparsam mit den Flächen umgehen. Wir müssen nachverdichten, wo es möglich ist. Und wir brauchen eine Mischnutzung, dieWohnen und Gewerbe nebeneinander zulässt.“ Um all diese Punkte zu erfüllen, fordert Langhof: „Flä- che sparen und Wege kurz halten – das geht nur, wenn wir in die Höhe bauen.“ Dabei schweben ihm gar keine Wolken- kratzer mit 250 Metern Höhe oder mehr vor. „In Berlin gilt schon als Hochhaus, was die Traufhöhe von 22 Metern um 50 Prozent überschreitet.“ Hochhaus mit gemischter Nutzung Entstehen könnten nach Langhofs Vor- stellung 60 Meter hohe Gebäude mit gemischter Nutzung: unten Einzelhan- del, Kultur und Kinderbetreuung, Fitness undWellness, darüber Büros, weiter oben Wohnungen und auf demDach begrünte Terrassen und öffentlich zugängliche Dachgärten, in denen sich Bars und Cafés ansiedeln. Wie so ein Hochhaus aussehen kann, zeigt das Upper West am Breitscheidplatz in der CityWest, das von Langhof entworfen wurde. Verteilt auf 33 Etagen, finden sich auf 119 Metern Einzel- handel und Büroflächen, das Motel One und in der obersten Etage eine Skybar. Im 31. Stock des Upper West hat Timo Herzberg sein Büro. Herzberg lei- „Weitere Gewerbegebiete müssen nun zügig aus- gewiesen und die Flächen müssen verfügbar gemacht werden“, fordert Baba. Allerdings gehö- ren viele dieser Grundstücke gar nicht dem Land Berlin. Auf anderen müsse die Verwaltung erst einmal ein Baurecht schaffen und festlegen, wem die Grundstücke zugutekommen sollen. Dafür braucht es ein gesamtstädtisches Leitbild, eine Vision davon, wie Berlin aussehen soll. „Erst wenn wir dieses Bild erarbeitet haben, könnenwir fest- stellen, welche Flächen wir für welche Bereiche brauchen, und die Flächenvergabe entsprechend steuern“, erklärt Baba. Allein: Ein solches Leitbild, das alle Sektoren – also Wohnen und Gewerbe, Mathis Menzel Menzel Elektromotoren GmbH Das 1927 von Mathis Menzels Großvater Kurt gegründete Unternehmen hat heute mehr als 100 Mitarbeiter. 2011 kam eine Firmentochter in Osnabrück dazu. FOTO: ULRICH LORENZ SCHWERPUNKT | Bauen und Flächen

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