Berliner Wirtschaft 10/2018

BERLINER WIRTSCHAFT 10/18 58 NEUE UNTERNEHMEN & MÄRKTE A ls eine der ersten Frauen hat sie in Deutschland ein FinTech ge- gründet. Zu einem Zeitpunkt, den man nicht unbedingt als strategisch geschickt bezeichnen würde. 2009, mit- ten in der globalen Banken- und Finanz- krise, geht Miriam Wohlfarth mit dem Zahlungsdienstleister RatePay in Berlin an den Start. Kunden von Onlinehänd- lern bietet dieser seitdem die Möglich- keit, nicht nur mit der in Deutschland weniger beliebten Kreditkarte, sondern auch auf Rechnung oder per Lastschrift zu zahlen. An das Gründungsjahr kann sich die heute 48-Jährige noch gut erin- nern. „Das war eine furchtbare Zeit. Nie- mandwollte uns unterstützen. Das Grün- dungsteam entzweite sich dann schnell, eine Führungskrise folgte.“ Beim 9. Berliner Unternehmerinnentag am 2. November geht es um Frauen in Digital-Start-ups. Gründerinnen wie Anna Kaiser, Tandemploy, berichten von ihren Erfahrungen » Von Eli Hamacher WEIBLICHE TECHIES Doch Wohlfarth hielt unbeirrt an ihrer Idee fest. Heute, fast zehn Jahre später, arbeiten 185 Mitarbeiter für das Berliner FinTech, darunter 40 Prozent Frauen. In diesem Jahr wickelt RatePay Zahlungen über voraussichtlich zwei Mrd. Euro für die Kunden ab. Seit 2016 sei der Break- even erreicht. Anteil von Frauen bei 14,6 Prozent Schon 2010 war die Hamburger Otto Group bei den Berlinern eingestiegen, hatte die Anteile sukzessive auf 100 Pro- zent erhöht und diese schließlich 2017 an die Finanzinvestoren Advent Internatio- nal und Bain Capital weitergereicht. Als Geschäftsführerin blieb die Gründerin an Bord. Über ihre Erfahrungen wird Wohl- farth beim 9. Unternehmerinnentag am FEMALE FOUNDERS Jana Tepe (l.) und Anna Kaiser, Tandemploy, haben ein internes Mitarbeiter- Tool für Unternehmen zur Flexibilisierung der Arbeit entwickelt 2. November in der IHK Berlin sprechen. Eine gute Botschaft bringt sie auf jeden Fall mit: „Die Zeiten für weibliche Karri- eren waren nie besser als jetzt.“ Nachholbedarf gibt es allemal. Denn der Anteil der Frauen in Start-ups hat sich zwar kontinuierlich erhöht, liegt aber laut dem ersten im Mai 2018 vorge- legten Female Founders Monitor heute erst bei 14,6 Prozent. Carolin Gabor, Ma- naging Partner bei der Berliner FinLeap GmbH, hält wirtschaftspolitische Initiati- ven deshalb für unerlässlich. „Man muss den Frauen schon früh, in Schule oder Studium, aufzeigen, dass eine unterneh- merische Karriere für sie eine attraktive berufliche Option sein kann. Und hier setzen wirtschaftspolitische Initiativen an. Es gibt zwar privat initiierte Frauen- FOTO: TANDEMPLOY GMBH

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