Berliner Wirtschaft 10/2018

IHK AKTUELL & SERVICE 37 BERLINER WIRTSCHAFT 10/18 IHK-Umfrage belegt Bewusstsein für die Risiken 70 Prozent der Unternehmen verfügen über ganzheitliches Schutzkonzept IHK-Unternehmensumfrage Beim Thema Spionage, Sabotage und Datendiebstahl ist sich der Großteil der Unternehmen den Gefahren einer zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung bewusst. Rund 70 Prozent der Unternehmen gaben an, ein ganzheitliches Schutzkonzept unter Einbeziehung der IT im Unternehmen implementiert zu haben. Kriminalität Wo einWille ist, ist aus Sicht von Kriminellen aber auch einWeg: Denn jedes vierte Unternehmen wurde nach eigenen Angaben bereits einmal Opfer. Nur ein ver- gleichsweiser geringer Anteil der Unterneh- men hat sich in der Folge mit den Sicherheits- behörden in Kontakt gesetzt. Sicherheitsbehörden Dieses Dunkelfeld kann dazu führen, dass die Berliner Sicherheits- behörden ihre präventiven und reaktiven Maßnahmen zu langsam der tatsächlichen Gefährdungslage anpassen. Da soll der kurze Draht greifen. Ausgelegt ist er. KONTAKT Die Berliner Spionageabwehr ist zu erreichen unter folgender Mailadresse: auskunft@verfassungsschutz-berlin.de FOTO: GETTY IMAGES/SATISH PATEL re die innovativen Berliner Mittelständ- ler – dabei gefasst machen sollten, lässt sich wie folgt zusammenfassen: • Bequem und personell sicher: das Ein- dringen in die Informationstechnik des Unternehmens, dabei das Ausnutzen von Schwachstellen oder fehlerhaftem Agie- ren von Mitarbeitern. Sicherheitssysteme stehen daher in einem dauernden Wett- lauf – und erkennen regelmäßig Penetra- tionsversuche erst nach Monaten. So vor- teilhaft und preiswert dieseVariante auch ist: Sie hinterlässt Spuren – so oder so. Das angegriffene Unternehmen weiß irgend- wann, welches Juwel es nun teilen muss. • Teuer, aber legal ist ein ganz normales Geschäft: Eine Firma eines anderen Staa- tes übernimmt ein Unternehmen – und somit das von ihmgeschürfte Know-how. Das ist nicht neu und liegt in der Logik desWettbewerbs. Nur: Das kann auch den Standort Deutschland ökonomisch und sicherheitspolitisch schwächen. Die Spur ist alsbald offenkundig. • Raffiniert: Nicht unüblich in der Metho- dik anderer Nachrichtendienste ist das Gründen eigener Unternehmen in ande- ren Staaten, um in Liefer- oder Teilpro- zessen ein integraler Bestandteil zu wer- den; sich sogar ökonomisch selbst zu tra- gen. Das stellt geradezu eine Tankstelle für nachrichtendienstliches Beutepotenzial dar. Nachteil: logistisch aufwendig – und basiert regelmäßig auf einer Mitwisser- schaft einiger daran Beteiligter. Das Ent- tarnungsrisiko ist nachrichtendienstlich schwer zu kalkulieren. Ausgebildete Fachkräfte als Spione • Die Königin der Spionage: Sorgfältig nachrichtendienstlich ausgebildete Ex- perten, auf die jedes Unternehmen an- gewiesen ist, werden eingeschleust, um Know-how abfließen zu lassen. Und da- rauf kommt es bei anderen Nachrichten- diensten an: ohne Spuren zu hinterlassen. Ein Bemerken dieserMethodik kann dann eintreten, wenn das Abschiedsglöckchen vom Markt erklingt. Aufwendig, aber ef- fektiv. Wer immer Know-how in Wissen- schaft und Technik entwickelt, wird mit dem Diebstahl – und erfolgt er auch auf nachrichtendienstlichem Wege – kon- frontiert. Gut beraten ist der, der in Un- ternehmen hierfür ein Auge hat – und, was das Land Berlin betrifft, mit der Berliner Spionageabwehr einen kurzen Draht pflegt. Denn die kommt nicht mit Blaulicht und Staatsanwalt, sondern dis- kret und ohne Handschellen. Gut mög- lich, dass dannWissenschafts- und Tech- nikspionage weniger leicht möglich ist. Auch eine Art vonWirtschaftsschutz. ‹ Der Autor ist Professor an der Syddansk Uni- versitet (Dänemark) für Nachrichtendienstge- schichte und Leiter der Spionageabwehr im Land Berlin ‹ Das Thema wird in der nächsten Ausgabe mit einem Beitrag der Zentralen Ansprechstelle Cy- bercrime des Berliner Kriminalamtes fortgesetzt IT-Sicherheit ist Chefsache. Doch auch der Chef kann nicht immer wis- sen, wie er Unternehmenswerte vor Spionage, Sabotage und Diebstahl schützen kann. Dieser Frage geht das Innovationsfrühstück am 10. Oktober im Hotel Savoy nach. Das Eindringen in die Informa- tions- und Kommunikationstechnik erfolgt über Schwachstellen wie etwa das fehlerhafte Agieren von Mitarbei- tern. Die Angriffsmöglichkeiten wer- den aufgrund des wachsenden Ver- netzungsgrads weiter zunehmen. Mit der richtigen Vorbereitung können Unternehmer jedoch demWorst Case begegnen. Gemeinsam mit der Wibocon GmbH und der Zentralen Ansprech- stelle Cybercrime des Berliner Lan- deskriminalamts werden beim In- novationsfrühstück u. a. folgende Fragen beantwortet: Welche Maßnah- men sollte ein Unternehmen je nach Bedrohungslage ergreifen? Welches Wissen benötigen Unternehmen, um Spuren vergangener oder aktuell stattfindender Angriffe lesen zu kön- nen? ‹ GRUE INNOVATIONSFRÜHSTÜCK IT-Sicherheit im Fokus der Veranstaltung Passwörter sind eine der Schwachstellen ANMELDUNG Innovationsfrühstück am 10. Oktober, 8–9.30 Uhr, im Hotel Savoy. Anmeldung: www.berlin-ihk.de/innovationsfruehstueck

RkJQdWJsaXNoZXIy MzI1ODA1