Berliner Wirtschaft 10/2018

BERLINER WIRTSCHAFT 10/18 24 MEINUNG & MACHER Wir erarbeiten Energiekonzepte –vomDach über Mobilität bis in den Heizungskeller. Unter Um- ständen investieren wir für unsere Kunden in modernste Technologie – klassischerweise zur Wärmeversorgung – und betreiben die Anla- gen professionell, sodass wir eine möglichst ho- he Energieeinsparung realisieren. Die Projekte werden aber immer komplexer und beinhalten heute meist auch die Produktion von Strom und Kälte. Die größten Effekte realisieren wir, wenn wir solche Lösungen im Quartiersmaßstab um- setzen. Ein Beispiel ist der Mercedes-Benz-Platz. Für dieses Quartier haben wir ein Energiekon- zept für Wärme, Strom und Kälte erarbeitet und umgesetzt. Welche Technologien bringen Sie dabei zumEinsatz? Wir sind grundsätzlich technologieoffen und ori- entieren uns an den Kundenwünschen oder an den spezifischen Anforderungen in den Projek- ten. So kommen sehr unterschiedliche Lösungen zustande. In der Stresemannstraße versorgenwir 12.000 Quadratmeter Bürofläche mit Geother- mie, also über 32 Erdsonden die etwa je 99 Meter tief in die Erde gebohrt wurden. Hinzu kommen Wärmepumpe, Blockheizkraftwerk und Brenn- wertkessel. Bei anderen Projekten installieren wir zum Beispiel Fotovoltaikanlagen und Batte- riespeicher. Wir bieten auch Mieterstrom an oder installieren Ladepunkte für E-Autos. Ende 2020 werden Sie selbst vom Hackeschen Markt auf das Euref-Gelände ziehen.Warumplanen Sie die- sen Umzug? Der Euref-Campus ist ja ein ehemaliges Ga- sag-Gelände. Ich finde es gut, wenn das Unter- nehmen zu seinenWurzeln zurückkehrt – vor al- lem, wenn es ein so innovativer Standort ist. Ei- nige unserer Beteiligungen sind schon jetzt dort. Für die Zusammenarbeit mit ihnen ist es sicher- lich gut, wenn wir auch dorthin ziehen. Ich glau- be, dass sich dort auch weitere Kooperationen mit anderen Unternehmen und Start-ups erge- ben werden. Ein Grund für den Umzug war aber auch die Mietpreisentwicklung in Mitte. Wollen Sie auf den Markt Berlin-Brandenburg be- schränkt bleiben oder weiter expandieren? Wir wollen uns auf Berlin und Brandenburg fo- kussieren. Auch Brandenburg hat enormes Po- tenzial. Unsere Tochter SpreeGas baut zum Bei- spiel in der Region Cottbus das Gasnetz weiter aus. Wenn man genau hinguckt, sind wir in ers- ter Linie ein Infrastruktur-Dienstleister. Wir ha- ben rund 14.000 Kilometer Leitungsnetz in Berlin und Brandenburg, an denen knapp vier Millionen Menschen hängen. Diesen Versorgungsauftrag nehmen wir sehr ernst. Wir planen keine bun- desweite Expansion. Eine Ausnahme ist ledig- lich der Strom- und Gasvertrieb, wobei wir auch hier einen Schwerpunkt in Berlin und Branden- burg haben. Im Vertrieb sind Sie offenbar sehr erfolgreich – zu- mindest beim Ökostrom, wo die Gasag als der am schnellsten wachsende Versorger gilt. Wie machen Sie das? Das liegt an der starken Marke und an einer sehr guten und schlagkräftigen Truppe, diewir für den Vertrieb an Endverbraucher haben. Das hat mich bei meinem Antritt hier tatsächlich beeindruckt. Der Einstieg in den Strombereich ist in den ver- gangenen Jahren sehr erfolgreich gemanagt wor- den. Und es gab ein sehr klares Commitment für den Vertrieb von Ökostrom. Perspektivisch wol- len wir eine Million Kunden im Gas- und Strom- vertrieb haben. Bei etwa 700.000 sind wir jetzt. Gerhard Holtmeier war sechs Jahre lang Aufsichtsratschef des europäischen Erdgasfahr- zeuge-Verbandes und in früherer Tätigkeit auch bei der VNG für Erdgasfahrzeuge zuständig FOTO: CHRISTIAN KIELMANN Gerhard Holtmeier sieht die Gasag in erster Linie als Infra- struktur-Dienstleister Wir haben rund 14.000 Kilometer Leitungsnetz in Berlin und Brandenburg.

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