Berliner Wirtschaft 10/2018

BERLINER WIRTSCHAFT 10/18 14 TITELTHEMA lins liegt dabei in einer organisch gewachse- nen Kreativ- und Gründerszene, die im vergan- genen Jahr mehr als 40.000 neue Unternehmen hervorgebracht hat.“ Wie erfinderisch solche Start-ups sind, zeigt sich am Beispiel der Cell- bricks GmbH. Das junge Biotech-Unternehmen am Humboldthain arbeitet mit einem ganz spe- ziellen 3-D-Drucksystem. Gedruckt wird leben- des Gewebe, das sich durch Zellteilung weiter- entwickelt – damit ist es möglich, feinste Gefäß- strukturen oder Mini-Organe herzustellen, an FOTOS: PHILIPP ARNOLDT PHOTOGRAPHY, BOSCH 01 Cellbricks GmbH Dr. Lutz Kloke, CEO und Gründer Das Biotech-Unter- nehmen ist eine Aus- gründung der TU Ber- lin. Kloke forschte über Biopolymere und mel- dete Patente für den 3D-Gewebedruck an. denen zum Beispiel Medikamente getestet wer- den können. „Als Ausgangsstoff verwenden wir Biotinten aus Biopolymeren, die das Grundgerüst bilden, das unseren Körper zusammenhält“, sagt Cellbricks-Gründer und CEO Dr. Lutz Kloke. Ent- standen ist das Verfahren imRahmen seiner Dok- torarbeit an der TU Berlin – vor ein paar Jahren meldete er dann die ersten Patente an. „ImMoment sindwir erst mal nur als Dienst- leister auf dem Markt“, sagt Biologe Kloke. „Es kommen Forschungsinstitute, Universitäten, Kliniken oder die Industrie auf uns zu mit be- stimmten Fragestellungen, die sie ohne Tier- oder menschliche Versuche nicht lösen kön- nen.“ Cellbricks druckt dann nach Vorgaben die entsprechenden Konstrukte. „Aus diesem Bu- siness-Modell wollen wir uns jetzt aber lang- sam herausarbeiten und unsere eigenen Drucke von Mini-Organen in Serienproduktion auf den Markt bringen – das wäre dann ein industrielles Nischenprodukt, mit dem forschungsgetriebene Unternehmen oder die Wissenschaft arbeiten.“ Dadurch würden viele Tierversuche oder klini- sche Studien überflüssig werden. Hubs und Start-up-Schmieden Derzeit sei man in der luxuriösen Situation, sich aus eigenen Umsätzen und gemeinsamen Pro- jekten finanzieren zu können. „Aber wir werden höchstwahrscheinlich eine Venture-Capital-Run- de machen müssen, damit wir uns schneller wei- terentwickeln können.“ Kloke hat nämlich die Sorge, sonst von anderen Mitbewerbern über- holt zu werden, die mit genügend Wagniskapi- tal ausgestattet sind. Seine Vision: „Eines Tages transplantierfähiges Material wie Lebern aus pa- tienteneigenen Zellen drucken zu können.“ Der Cellbricks-CEO schwärmt von der produktiven Berliner Gründer- und Start-up-Szene. „Weil es hier unendlich viele junge Leute mit brillanten Ideen gibt, kommen die Investoren, gibt es die- se ganzen Hubs und Start-up-Schmieden, und dann haben auch mehr Leute Lust, hier zu grün- den – das ist für die Stadt eine komfortable Si- tuation.“ Eine dieser Start-up-Schmieden eröffnete Anfang des Jahres der Bosch-Konzern im Tem- pelhofer Kreativquartier Ullsteinhaus: den Bosch IoT Campus. Dort hat nun auch die Bosch Soft- ware Innovations GmbH ihren Hauptsitz, der bisher am Schöneberger Ufer lag. Seit über zehn Jahren arbeitet die Bosch-Tochter aktiv am In- 01 02

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