Berliner Wirtschaft 10/2018

BERLINER WIRTSCHAFT 10/18 12 TITELTHEMA FOTO: SIEMENS AG triebetrieben der Hauptstadt. Die meisten dieser Firmen habenweniger als 20 Beschäftigte, jeweils mehr als 20 stehen auf den Lohnlisten der 730 größeren Unternehmen. Zusammen erwirtschaf- ten sie etwa 30 Mrd. Euro im Jahr und bilden dem Umsatz nach die zweitgrößte Branche hinter dem Dienstleistungsgewerbe. Gleichzeitig ist die In- dustrie mit ihrem innovativen Elan auch Motor und Impulsgeber der BerlinerWirtschaft, weil sie zahlreiche Arbeitsplätze auch in anderen Bran- chen schafft und den Forschungsstandort Berlin stärkt. So gaben in einer IHK-Umfrage 42 Prozent der lokalen Dienstleister an, dass Industrieunter- nehmen ihre wichtigsten Kunden seien. Und die Industrie investiert mehr als andere Branchen in Forschung und Entwicklung – von ihr stammen rund 75 Prozent aller privaten FuE-Aufwendun- gen in Berlin. Fortschreibung des Masterplans Industriestadt „Der Berliner Senat hat sich die Stärkung der Industrie fest vorgenommen und mit der Fort- schreibung des Masterplans Industriestadt Ber- lin einwichtiges politisches Zeichen gesetzt“, sagt Henrik Vagt, Geschäftsführer Wirtschaft & Poli- tik bei der IHK Berlin. „Mit dem gleichen Einsatz müssen sich nun alle Partner aus Politik, Verwal- tung, Wirtschaft und Verbänden an der Umset- Siemens AG Dr. Frank Büchner, Sprecher der Niederlassung Berlin/Brandenburg Für das 1847 in Berlin gegründete Unternehmen ist die Hauptstadt bis heute der weltgrößte Fertigungsstandort mit fünf Werken und einer Ausbildungsstätte für insgesamt 1.000 Azubis. Siemens erwägt derzeit, einen Zukunfts- und Innovationscampus am Stammsitz Siemensstadt aufzubauen. zung der vereinbarten Maßnahmen beteiligen.“ Aktive Industriepolitik sei eine Gemeinschafts- aufgabe – hier treffe Flächensicherung auf Ver- kehrsplanung und Fachkräftegewinnung auf Technologietransfer. Die meisten Beschäftigten hat die Berliner Elektroindustrie, gefolgt von der Nahrungs- und Futtermittelindustrie, der Pharmaindustrie – die wiederum den höchsten Umsatz erzielt –, den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten, elek- tronischen oder optischen Erzeugnissen und der Metallindustrie. Der Industriestandort profitiert von der starken digitalenWirtschaft in der Haupt- stadt, wo jedes zehnte deutsche Unternehmen dieses Industriezweigs gegründet wird. Sie trägt nämlich dazu bei, die Digitalisierung der Produk- tions- und Steuerungsprozesse in Richtung In- dustrie 4.0 voranzutreiben. „Digitalisierung ist ab- solut wichtig, wenn man in der Zukunft bestehen will“, sagt Jorge Guimet, Geschäftsführer der Ber- linerLuft. Technik GmbH in Berlin-Lichtenberg, „man muss aufgrund des Fachkräftemangels und der steigenden Kosten Möglichkeiten finden, die Produktivität zu verbessern“ (siehe auch Inter- view auf Seite 18). Innovationscampus in Siemensstadt Deshalb hat der Siemens-Konzern erwogen, in seinem Spandauer Stammquartier Siemensstadt nach demVorbild des kalifornischen Silicon Val- leys einen Zukunfts- und Innovationscampus zu schaffen. Siemensstadt, heute ein Ortsteil Span- daus und Unesco-Weltkulturerbe, war entstan- den, als Siemens ab 1914 hier seine über die ganze Stadt verstreuten Werke konzentrierte. Auf einer Fläche von 35 Hektar an der Nonnendammallee könnten Forschungslabore, Büros, Hightech-Fer- tigungsanlagen und Bildungseinrichtungen ent- stehen, würden Start-ups angesiedelt und Foren für Wissenschaftler, Kreative und Hightech-Ex- perten möglich gemacht. Gleichzeitig plant Sie- mens offenbar, größere Teile von Siemensstadt zu verdichten und zu revitalisieren. Bis zu 600 Mio. Eurowill der Industriegigant investieren. Im Gegenzug erwartet der Konzern Zugeständnisse vom Land Berlin – erweiterte Baurechte etwa, ein Entgegenkommen bei Denkmalschutz-Auflagen und eine Optimierung der Infrastruktur. Über dieses industrielle Großprojekt will sich Dr. Frank Büchner, Sprecher der Siemens-Nie- derlassung Berlin/Brandenburg mit rund 10.700 Beschäftigten, derzeit aber nicht äußern. Mit Ver-

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