Berliner Wirtschaft September 2020

T ausende Berliner Bäume sind in der Baum- schule Späth in Treptow-Köpenick groß geworden, dem ältesten produzierenden Gewerbebetrieb Berlins. Sie sind heute nicht nur angenehme Schattenspender, sondern auch ehrwürdige Zeugen der 300-jährigen Fir- mengeschichte. Straßen- und Ortsteilnamen wie Späthstraße oder Baumschulenweg, das Viertel Späthsfelde und ein eigener Bahnhof zeugen von der Bedeutung, die der Betrieb einst hatte: Zur Zeit von Franz Späth war es die größte Sor- timents-Baumschule der Welt – mit ausgedehn- ten Ländereien in und umBerlin und damals ins- gesamt 2.200 Mitarbeitern. Die Späth’schen Baumschulen heute sind ein hochmoderner Fachbetrieb mit 65 spezialisier- ten Gärtnern, die Bäume und Pflanzen für den Groß- und Einzelhandel aufziehen und anbieten. Das Ein- und Umtopfen bei kleinen Pflanzen läuft im wahrsten Sinne wie vom Fließband. Größere junge Bäume werden mit einem Ballenstecher umgesetzt. Aber das Allerwichtigste ist und bleibt die große Erfahrung der Mitarbeiter. „Seit jeher zeichnet die Späth’schen Baumschulen die hohe Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für alle Arten von Pflanzen und für die Gestaltung schöner Gartenanlagen aus“, betont Geschäfts- führer Holger Zahn. „Dazu kommt die große Ver- bundenheit der Beschäftigten zumUnternehmen. Gärtnerinnen und Gärtner, die hier seit zwanzig, dreißig oder mehr Jahren arbeiten, geben ihr Wissen an die jüngeren Kolleginnen und Kollegen weiter.“ Es gibt den Verkauf vor Ort, aber auch Versandhandel auf Inter- net-Bestellungen. Pflanzenversand hatte jedoch schon lange vor dem Internet bei Späth Tradition: Viele reiche und prominente Kunden im In- und Ausland ließen sich Bäume und große Pflanzen schicken. Die Villa Lemm in Berlin-Gatow (Bezirk Spandau) ist ein Beispiel der Späth’schen Gartenkunst im alten West-Berlin. Ob in herrschaftlichen Villengärten am Wannsee oder auf demhistorischen Dach von Karstadt in Neukölln – die Abteilung Garten- und Landschaftsplanung gehörte zu den ersten Adressen für eine über- wiegend gut betuchte Kundschaft. Selbst Richard Strauss in Wien soll ein Späth-Kunde gewesen sein. FOTOS: ARCHIV SPÄTH’SCHE BAUMSCHULEN (3), DANIELA INCORONATO » 4 3 BRANCHEN | Jubiläum 43

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