Berliner Wirtschaft 9/2019
        
 E mil Korsch gründete seine Firma als „Pharmazeuthische Fabrik und Han- del mit alten Maschinen“ zunächst in der Chausseestraße in Mitte. Der Spross einer Königsberger Werkzeugmacher-Familie war bereits 1914 in die damalige Reichshauptstadt übergesiedelt, wo er in der „Fabrik pharmaceuti- scher Maschinen und Geräthschaften“ wertvolle Erfahrung als Leiter der Abteilung Werkzeugbau machte. Dann – 1919 – der Schritt in die Selbst- ständigkeit. Der Bedarf der boomenden Phar- maindustrie an geeigneten Spezialmaschinenwar dem jungen Entrepreneur sehr klar, und er war mit denModellen aller Fabrikate bestens vertraut – angeblich konnte er sie sogar mit verbundenen Augen auseinander- undwieder zusammenbauen. 1932 schließlich entwickelte er eine eigene Maschine: Die EK3 – eine Exzenterpresse mit hoher Presskraft – bot genau das, was gebraucht wurde. Schließlichwurden nebenAspirintabletten in hoher Stückzahl u. a. auch Wismut-, Arsen- und Opiumtabletten verabreicht. Die Inhaltsstoffe mögen sich geändert haben, doch Pressmaschi- nen für die Pharmaindustrie sind bis heute ein sehr wichtiger Umsatzbringer für die Korsch AG. Der erste Großauftrag für die Neuentwicklung kam übrigens von der A.W. & C.W. Bullrich, also dem Hersteller des berühmten Bullrich-Salzes, das sich in gepresster Tablettenform noch besser vermarkten ließ. Global Player mit Familiensinn Nach dem ZweitenWeltkrieg konnte Korsch sein Unternehmen nach zahlreichenWirren imdama- ligen französischen Sektor weiterführen, denn in Ost-Berlin drohte die Enteignung. Maschinen und Rohmaterialien wurden Ende 1945 an den neuen Standort inWittenau gebracht. 1961 brachte Sche- ring die sog. Anti-Babypille auf denMarkt. Korsch gelang es, dem Unternehmen für die Produktion seine Neuentwicklung die „PharmaPress 300“ zu verkaufen – einweiterer großer Erfolg in der hun- dertjährigen Firmengeschichte. Korsch, wo heute 300 Mitarbeiter beschäftigt sind, ist immer dem Standort Berlin treu geblie- ben. Auch den Geist eines Familienunternehmens konnte sich der Global Player bewahren, was sich u.a. in der Agilität und Innovationsstärke zeigt. Industrie 4.0 und Augmented Reality sind hier keine Zukunftsmusik, sondern bereits sehr real. Über 80 Prozent der Erzeugnisse werden expor- tiert: Korsch hat eigene Niederlassungen oder Ver- tretungen auf jedem Kontinent geschaffen. ■ Hidden Champion feiert Hundertsten Stephan Mies, CEO der Korsch AG, freut sich über langjährige und internationale Geschäftserfolge 80% der Korsch-Erzeug- nisse werden ins Ausland exportiert, und das Unternehmen ist mit Vetretungen auf jedem Kontinent präsent. Die Korsch AG mit Sitz in Borsigwalde hat sich weltweit mit Tablettenpressen einen Namen gemacht von Tobias Rühmann FOTO: KAY JONAS BRANCHEN | Jubiläum 38 BERLINER WIRTSCHAFT   09 | 2019
        
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