Berliner Wirtschaft 7 + 8 / 2020

A ngefangen hat alles im Keller von Henry Stubert. Eine Story, die nach Garage, Steve Jobs und Silicon Valley klingt und die sich deswegen auch in Berlin gut macht. 1999 gründeten Henry Stubert und Torsten Gast ihr Unternehmen, in dem sie Logistik, Robotik und Digitalisierung unter einen Hut bringen. Wäre „Industrie 4.0“ damals schon in aller Munde gewe- sen, die beiden Software-Experten hätten das Vorhaben mit dem Label versehen. „Im Prinzip arbeiten wir von Anfang an genau daran“, sagt Gast, heute einer der Co-Geschäftsführer der ASTI InSystems mit Sitz in Adlershof. Die Vorgeschichte von InSystems, die auch Stubert und Gast zusammenbrachte, spielte nicht imKeller, sondern imBerliner Gillette-Werk. Die zwei jungen Informatiker waren bei demHerstel- ler von Rasierklingen angestellt und hatten dort mit komplexen Vorgängen in Lagerlogistik und verarbeitendemGewerbe zu tun. Industrie-Soft- ware stand amBeginn der Selbstständigkeit. Und Software ist auch das Herzstück ihres Bestsellers: der autonomen Palettenameise „proAnt“. Die Transportroboter bewegen sich wie von Geisterhand durch Fabriken und bringen die richtigen Teile zur richtigen Zeit an die richtige Maschine –millimetergenau und unfallfrei. Navi- giert wird mit Laserscannern, deren 270-Grad- „Blick“ jedes Hindernis erfasst. Tritt zum Bei- spiel unerwartet ein Mitarbeiter in den Fahrweg, bremst der unbemannte Helfer auf der Stelle. Bis zu 1,2 Tonnen Ladekapazität haben die Gefährte, ihre Hubvorrichtung erreicht Regalplätze in bis zu neun Metern Höhe. Sechs bis acht Stunden halten die Lithium-Ionen-Batterien der „proAnt“ durch, dann wird über Induktion aufgeladen. Eigenstän- dig, versteht sich. Für den Einsatz der Transporter müssen Werkhallen nicht komplett umgebaut oder tech- nisch aufwendig nachgerüstet werden. Sind die Umgebungsdaten und Abläufe von InSystems pro- grammiert, arbeiten die rollenden Roboter vollau- tomatisch amMaterialfluss und kommunizieren dabei untereinander sowie mit der Lagerlo- Rechts: In der Werkstatt werden die „proAnts“ nach Kunden- wünschen aus- und bei Bedarf umgerüstet Links: Die beiden InSystems- Geschäftsführer Torsten Gast (l.) und Henry Stubert sind auch Unter- nehmensgründer Oben: In den Ameisen steckt viel Technik. Herzstück des Logistik- systems ist die Software » FOTOS: CHRISTIAN KIELMANN 1,2 Tonnen Transportgut können „ProAnt“-Ameisen von InSystems autonom durch Produktions- bereiche und Lager- hallen bewegen. 65 Mitarbeiter hat das 1999 gegründete Unter­ nehmen in Adlershof. 2019 wurde ein neues Gebäude am Standort bezogen. 35 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 07-08 | 2020

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