Berliner Wirtschaft 6/2019

Start-ups locken potenzielle Fachkräfte zunehmend mit der Beteiligung an einem zukünftigen Exit-Erlös. Dafür den richtigen Weg zu finden, ist jedoch schwierig von Nikolas Samios So werden Mitarbeiter richtig beteiligt I m Silicon Valley ist es selbstverständlich, in Europa wegen steuerrechtlicher Pro- bleme nicht: die Beteiligung von Mitar- beitern am Unternehmenserfolg – auf der Suche nach Fachkräften ein wirkungsvolles Instrument. Bleibt die Frage, wie sich Beteili- gungs-Programme angesichts der deutschen Steuervorschriften dennoch gestalten lassen. Mitarbeiter können zum Beispiel Tantie- men, Sonderzahlungen, Aktienoptionen oder einen Anteil des Umsatzes bekommen. Der in der Start-up-Welt übliche Weg ist es, die Mitar- beiter mit Unternehmensanteilen direkt parti- zipieren zu lassen, mit sogenannten Employee Stock Ownership Plans (ESOPs). Mitarbeiter bekommen Teil der Exit-Erlöse Gerade im zunehmenden Wettbewerb um gute Führungskräfte ist eine Beteiligung der Mitar- beiter an Erlösen eines Unternehmensverkaufs (Exit) unabdingbar. Weiterhin können durch die variable Vergütung, die an einen Exit gekop- pelt ist, kurzfristig die Kosten gesenkt werden. Erfahrenere Mitarbeiterinnen undMitarbeiter, die bereits etwas Geld auf demSparbuch haben, kön- nen dabei abwägen, ob sie statt 30.000 Euro mehr Jahresgehalt nicht lieber wirtschaftlich 0,25 Pro- zent an einer gerade mit zwölf Mio. Euro bewer- teten Gesellschaft erhalten möchten. Start-ups, die oft wenig Geld zur Verfügung haben, verlagern das Auszahlen von höheren Gehältern auf das Ausschütten von Exit-Erlö- sen zum Ende des Unternehmens-Lebenszyk- lus. Natürlich sind Beteiligungs-Programme auch eine gute Möglichkeit, umMitarbeiter im Unter- nehmen zu halten und so einenWechsel imKern- team zu vermeiden. Außerdemhaben sie einen emotionalenWert, da sichMitarbeiter idealer- weise als Mitunternehmer fühlen und ent- sprechend handeln. Employee Stock Ownership Plans sind also oft sinnvoll, nur gestaltet sich ihre Einführung in Deutschland und Europa schwie- rig. Daher hat der Wagniskapitalgeber Index Ventures in Kooperation mit führenden europäischen Unternehmern die politische Ini- tiative „Not Optional“ gegründet, die bereits von mehr als 700 CEOs, Gründern, Investoren und Mitarbeitern aus europäischen Start-ups unter- zeichnet wurde. Doch trotz der Schwierigkeiten ist es auch heute schon möglich, Mitarbeiter am Unternehmenserfolg teilhaben zu lassen. Wenn einer den richtigen Anstoß gibt, bleiben alle in gleicher Intensität in Bewegung SERVICE | Gründerszene 60 BERLINER WIRTSCHAFT 06 | 2019

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