Berliner Wirtschaft 6/2019

Das junge Unternehmen Seven Senders etabliert sich mit einer smarten Geschäftsidee am Markt: Es findet die beste Versandlösung für Händler, die ihre Produkte europaweit Kunden anbieten von Andreas Maisch Die letzte Meile im Griff D er Versand von Waren ist für Online- Händler so ähnlich wie das Zähneput- zen für Kinder: Er ist sehr wichtig, aber doch eine unbeliebte Aufgabe. Denn die Händler wollen keine Experten für den Transport von Paketen sein, sondern vor allem neue Pro- dukte entwickeln und die Wünsche der Kunden gut erfüllen. Besonders zeitaufwendig und teuer ist der Versand von Waren ins Ausland. Zwar ist zumBeispiel die Entfernung von Köln nach Brüs- sel, Amsterdam oder Paris geringer als die Dis- tanz nach Passau. Doch der Versand eines Pakets in eine weit entfernte deutsche Stadt ist traditio- nell günstiger als der Versand ins nahe Ausland. Algorithmen werten Versandkapazitäten aus Die beiden Firmengründer von Seven Senders Dr. Johannes Plehn und Thomas Hagemann kön- nen die hohen Preise und langen Lieferzeiten beim Versand ins Ausland nicht nachvollziehen und wollen mit ihrem Unternehmen den inter- nationalen Versand preiswerter, schneller und kundenfreundlicher machen. „Es gibt bereits über hundert Premium-Zusteller in den einzelnen Ländern Europas. Das Problem ist nur, dass sie nicht miteinander verbunden sind“, erklärt Plehn. Hier setzt seine Firma an: Seven Senders, mit Hauptsitz in Berlin-Mitte, analysiert die Vor- und Nachteile lokaler Paketzusteller im Ausland. Mit ausgewählten Zustellern im Ausland ist das 2015 gegründete Unternehmen Partnerschaften ein- gegangen und tauscht mit ihnen Daten aus. Algo- rithmen werten mit einem Big-Data-Ansatz die Transportkapazitäten der europäischen Paket- zusteller aus. Mit seiner Software und seinem Zustel- ler-Netzwerk will Seven Senders für europäi- sche Händler den besten Weg finden, ihr Paket ins Ausland liefern zu lassen. Statt DHL oder UPS heißen die Zusteller auf der letzten Meile dann zum Beispiel Celeritas oder Lucka-Box – Cele- ritas ist ein spanischer Paketzusteller, Lucka- Box punktet in der Schweiz mit zuverlässigem Versand innerhalb von zweistündigen Zeitfens- tern, die der Empfänger des Pakets festlegen darf. „Wir bringen die besten Paketzusteller aus allen europäischen Ländern zusammen und finden für Händler den schnellsten und zuverlässigstenWeg, ihr Paket an den Endkunden im Ausland zu lie- fern“, verspricht Plehn. Für deutsche Online-Händler wäre es eine komplexe Aufgabe, sich in allen europäischen Ländern selbst lokale Zusteller zusammenzu- suchen. Seven Senders bündelt außerdem die Lieferungen verschiedener Händler und kann damit den durchschnittlichen Versandpreis pro Paket senken. Geschäftsidee auf Bierdeckel verewigt Das Unternehmen mit rund 90 Mitarbeitern ver- spricht seinen Kunden ein Rundum-sorglos-Pa- ket beim Versand. Dazu gehören unter anderem das Tracking mit der Software „Sendwise“ und die Versicherung der Lieferungen. Die Käufer der Waren sollen immer genau wissen, wo sich ihr Paket aktuell befindet. Begonnen hat die Geschichte von Seven Sen- ders in einemBiergarten. Dort hatten sich Johan- nes Plehn und Thomas Hagemann über die Prob- leme beimVersand vonWaren ins Ausland unter- halten – und ihre ersten Ideen für ihr Projekt auf einen Bierdeckel geschrieben. Plehn und Hage- mann sind seit ihrem gemeinsamen Studium des Wirtschaftsingenieurwesens miteinander befreundet. Partner in allen europäischen Ländern Bisher kommen die meisten Kunden von Seven Senders aus Deutschland – darunter sind der Mode-Shop Zalando, der Online-Optiker Mister Spex und das Musikhaus Thomann. „Wir haben in vier Jahren Betrieb noch keinen einzigen Kun- den verloren“, sagt Plehn. Das Logistik-Netzwerk lässt sich auch für den Versand aus anderen Ländern nutzen. Um 100 Premium-Liefer- dienste in ganz Europa gehören in etwa zum Netzwerk der Versand-Plattform Seven Senders. Carolin Preuss, IHK-Branchenmanagerin Mobilität Tel.: 030 / 315 10-679 carolin.preuss@berlin.ihk.de FOTOS: KERSTIN JANA KATER, ANDREAS MAISCH BRANCHEN | Unternehmensporträt 42 BERLINER WIRTSCHAFT 06 | 2019

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