Berliner Wirtschaft Mai 2020

3 Ein Haken als Schutz vor Viren Die 1-2-3 Beschläge GmbH steht in der Corona-Krise noch recht gut da. Seit 24 Jahren gibt es den Fachhan- del für Tischlereibedarf in Berlin. Der Großhandel boomt sogar. Belie- fert werden unter anderem Kran- kenhäuser. Doch der Einzelhandel musste heruntergefahren werden. Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Glücklicherweise hat 1-2-3 auch ei- nen Onlineshop, der vor allem aus Österreich, der Schweiz und Süd- deutschland höhere Auftragsein- gänge verzeichnet. „Wir gehen davon aus, dass die Kunden dort aufgrund der Ausgangssperren an- ders nicht an die Ware kommen“, sagt 1-2-3-Sales-Manager Klaus Au- lenbacher. Jetzt in der Krise gilt für ihn: „Ärmel hoch und durch; nicht den Kopf hängen lassen. Vielleicht auch einmal über den Tellerrand rausgucken und neue Geschäftsfel- der erschließen.“ So kam es, dass 1-2-3 jetzt ein neues Produkt mit dem Entwickler „ # 3DPrintNovesia“ auf den Markt gebracht hat: den Corona-Haken „ # PorzHook“, mit dem Menschen nicht mehr mit der bloßen Hand Türklinken anfassen müssen. Die Non-Profit-Idee ist gut angekommen: 7.000 Haken wurden schon ausgeliefert. 1-2-3beschlaege.de 2 Desinfektionsmittel statt Sushi Duc Nguyen betreibt in Deutschland mit 110 Mitarbeitern acht Restau- rants, fünf davonmit 70Mitarbeitern in Berlin. Vor der Krise florierten die Geschäfte. Jabe, ein Restaurant mit japanischer Küche, ist gerade vor einem Jahr eröffnet worden. Dass er plötzlich alle gastronomischen Betriebe schließen musste, hat Duc Nguyen hart getroffen. Einige Lo- kale sind in Einkaufscentern und können nicht einmal einen Ab- holdienst anbieten. Dort, wo Take- away möglich ist, deckt es nicht die Kosten, erklärt Duc Nguyen. Auch mithilfe der Sofortzuschüsse kommt er nicht über die Runden. „Die Zu- schüsse besänftigen die Brände, löschen das Feuer aber nicht“, so der Geschäftsführer. Vor allem die Mieten sind schwer zu zahlen. Stun- dungen allein helfen nicht. Für die Mitarbeiter hat er Kurzarbeit ange- meldet. Geringfügige Beschäftigte musste er leider entlassen. „Aber bevor man tatenlos zuschaut, wie alles auseinanderfällt, nehmen wir die offensichtlichen Aufgaben lieber selbst in die Hand“, sagt der Gas- tronom. Als Ausweg hat Duc Nguyen mit dem Vertrieb von Desinfekti- onsmitteln und Atemschutzmasken begonnen. Er hat erkannt, dass es durchaus genug Desinfektionsmit- tel gibt, aber nicht genug Personal, das den Vertrieb managt. Jetzt kauft er große Mengen von Großhänd- lern und Produzenten, füllt diese in kleinere Portionen ab und ver- kauft sie weiter – zum Beispiel an Reinigungsfirmen, Krankenhäuser, Apotheken oder öffentliche Ein- richtungen. Bei den Schutzmasken beobachtet er, dass Krankenhäuser bislang noch nicht über das nötige Know-how und wenig Erfahrung im Im- und Exportgeschäft verfü- gen. Auch hier hilft er aus. „Es bedarf Profis, die den Service für Kran- kenhäuser durchführen“, sagt Duc Nguyen. Er kümmert sich auch um den Transport. Nguyen ist auch be- reit, selbst Risiken einzugehen. Sein Fazit mit den neuen Geschäftsmo- dellen: „Es läuft ganz gut. Die Nach- frage ist größer als das Angebot.“ hygeia-plus.com Corona-Haken: eine Möglichkeit, Türklin- ken ohne Hautkontakt zu betätigen Desinfektionsmittel sind begehrt, ihr Vertrieb muss gemanagt werden Duc Nguyen Zuschüsse besänftigen die Brände, löschen das Feuer aber nicht. FOTOS: SPIRIT YOGA, PA/DPA/MATTHIAS BALK, 1-2-3 BESCHLÄGE GMBH 29 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 05 | 2020 BRANCHEN | Krisenmanagement

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