Berliner Wirtschaft 5/2019

ren Einrichtungen überprüfen, inwieweit Infor- mationen über Kinder veröffentlicht werden, die nun der Zustimmung der Eltern bedürfen – zum Beispiel Geburtstagslisten imGruppenraumoder Allergie-Hinweise in der Küche.“ Betreuungsver- träge sind dadurch noch länger geworden. Der Fröbel-Chef versteht auch nicht, dass E-Mails an Ämter oft nicht beantwortet werden. Gleichwohl gebe es sehr viele engagierte Ansprechpartner in der Verwaltung, die mit Begeisterung deren Modernisierung begleiten würden. Gründermetropole braucht Schnelligkeit In der Gründermetropole Berlin wünscht sich Marcia Schranner, Vorstandsmitglied des Ver- eins Startup Germany, noch mehr von dieser Begeisterung. „Gerade Existenzgründer und junge Start-ups, die schnell starten wollen, erwarten diese Schnelligkeit auch von der Verwaltung – im besten Fall, um schnell erfolgreich zu werden, oder im schlimmsten Fall, um auch schnell zu scheitern, damit ein Geschäftsmodell angepasst werden kann.“ Entscheidungen zögen sich in der Regel jedoch zu lang hin. Auch würden Unter- nehmensgründer, die bei der Agentur für Arbeit für ihre Geschäftsideen Starthilfen beantragen, häufig abgewiesen. „Denen wird dann von einer Existenzgründung abgeraten und empfohlen, sich lieber einen Job zu suchen“, weiß Marcia Schran- ner, „so wird leider Unternehmertum torpediert.“ Deshalb sei es unverzichtbar, dafür zustän- diges Verwaltungspersonal besser zu qualifizie- ren und auf Gründungsvorhaben branchenspezi- fisch vorzubereiten. Für internationale Gründer sei auch der Zugang zu kompliziert: „Die verstehen das deutsche Systemnicht, stoßen zudemauf teil- weise erhebliche Sprachprobleme und sind viel- fach nicht nachvollziehbaren Vorurteilen ausge- setzt.“ In Paris zum Beispiel gebe es eigene Units, die sich ausschließlich umhoch qualifizierte aus- ländische Gründer und deren Ideen kümmern. Startup Germany veranstaltet deshalb auch Workshops, mit denen der Verein explizit auch kommunale Entscheider, Innovationsbeauftragte oder Berater anspricht. „Die Nachfrage ist groß“, lobt Marcia Schranner. Thema eines dieser Work- shops ist Veränderungsmanagement. Im Change Management sollten, wie jetzt bei der Reform der Berliner Verwaltung, Menschen mitgenommen werden. „Es reicht nicht aus, nur kluge Konzepte zu haben – die Mitarbeiter an der Basis der Ver- waltung müssen abgeholt werden, damit diese Modernisierung gelingen kann.“ ■ Umbesetzung beimbezirklichen Denkmalschutz plötzlich auch die Auflagen verändert. „Wir haben den zuständigen Stadtrat eingeschaltet und sogar bei der Bezirksbürgermeisterin interveniert“, sagt Spieker, „und jetzt sind wir nach fast fünf Jahren dabei, das Bauvorhaben abzuschließen – das hat uns unendlich viel Energie geraubt und uns trotz- dem Mehrkosten in deutlich sechsstelliger Höhe eingebracht.“ Spieker, der sich auch in der IHK für Bürokra- tieabbau engagiert, ärgert sich immer wieder über hohe Verwaltungsauflagen, die sich etwa aus der neuen Datenschutz-Grundverordnung ergeben und die selbst in den geschützten Räumen einer Kita rigoros gelten: „Seit Mai vergangenen Jahres mussten wir sehr personalintensiv in allen unse- Grafik: H. Anders Quelle: IHK Berlin Wer darf wo Stühle aufstellen? Die Bezirke haben ganz unterschiedliche Regelungen für die Außengastronomie. Für Wirte wirkt das willkürlich. Viele Mitredende Für einen neuen Zebrastreifen müssen sich Verwaltungen in 18 Schritten abstimmen – das dauert meist Jahre. Quelle: IHK Berlin Friedrichshain-Kreuzberg Neukölln Spandau Reinickendorf Es wird jeder Einzelfall individuell geprüft Mindestmaß 1,50 Meter Mindestmaß 2,30 Meter Platz für 2 Rollstühle Grafik: H. Anders 3 Jahre ca. Quell : IHK Berlin Friedrichshain-Kreuzberg Neukölln Spandau Reinickendorf Es wird jeder Einzelfall individuell geprüft Mindestmaß 1,50 Meter Mindestmaß 2,30 Meter Platz für 2 Rollstühle r fik: . Anders 3 Jahre ca. 130 Interaktionsbezie- hungen hat ein Unter- nehmen im Schnitt pro Jahr mit Behörden in Berlin. Damit gehört die Wirtschaft zu den wichtigsten Verwal- tungskunden Marcia Schranner Vorstandsmitglied Startup Germany Gerade Existenz- gründer und junge Start- ups erwarten Schnelligkeit von der Verwaltung – im besten Fall, um schnell erfolgreich zu werden. SCHWERPUNKT | Verwaltungsreform 26 BERLINER WIRTSCHAFT 05 | 2019

RkJQdWJsaXNoZXIy MzI1ODA1