Berliner Wirtschaft 5/2019

Grafik: H. Anders Quelle: IHK Berlin gefunden werden können.“ Um die Verwaltung schneller und effektiver zu machen, braucht es vor allem qualifiziertes Personal. „Wir haben das Problem, dass es eine hohe Fluktuation gibt“, sagt Helmut Kleebank, „Mitarbeiter werden von der freienWirtschaft abgeworben, neue sind schwer zu bekommen, weil die Bezahlung nicht konkur- renzfähig ist.“ Und die Digitalisierung von Dienst- leistungen könne nur landesweit gelingen – das sei Sache der Senatsverwaltung für Inneres, der das IT-Dienstleistungszentrum (ITDZ) untersteht. Das ITDZ, zentraler öffentlicher Dienstleister der Berliner Verwaltung, ist wiederumKunde der Init AG für digitale Kommunikation mit Haupt- sitz in Berlin. Das Unternehmen unterstützt seit über 20 Jahren die öffentliche Verwaltung bei E-Government-Vorhaben. „Wir haben das ITDZ auch bei der Umsetzung des Service-Kontos unterstützt“, sagt Dirk Stocksmeier, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Init AG, „das wird für die schnelle und sichere Identifizierung von Bür- gerinnen und Bürgern benötigt, wenn sie digitale Dienstleistungen beantragen wollen.“ Integration in Online-Services Berlin stehe hinsichtlich der Digitalisierung sei- ner Verwaltung imnationalen Vergleich durchaus gut da, weiß Init-CEO Stocksmeier, „aber sicher gibt es da noch Luft nach oben“. An Engagement jedenfalls mangele es nicht: „Weil nach dem 2017 erlassenen Onlinezugangsgesetz bis 2022 alle Ver- waltungsleistungen auch digital angeboten wer- denmüssen – ohne persönlichen Behördenbesuch oder handschriftliche Signatur –, arbeiten Bund und Länder nun gemeinsam an der Umsetzung aller Online-Services.“ Und bei diesem großen Vorhaben habe Berlin das anspruchsvolle The- menfeld „Querschnittsleistungen“ übernommen. „In diesemThemenfeld soll sichergestellt werden, dass künftig Bürger oder Unternehmen nicht mehr von Behörde zu Behörde laufenmüssen, umNach- weise einzuholen und vorzulegen – das soll künf- tig durch die Integration inOnline-Services ande- rer Verwaltungsleistungen automatisiert werden.“ Ziel sei, dass alle digitalen Lösungen ab 2022 flä- chendeckend in Deutschland verfügbar sind. Von der Digitalisierung der Verwaltung wer- den vor allem Unternehmen profitieren. „Deren Bürokratiekosten machen derzeit pro Jahr noch einen zweistelligen Milliardenbetrag aus“, sagt Dirk Stocksmeier. „Diese Kosten werden erfah- rungsgemäß massiv sinken – zusätzlich geht es natürlich auch um kürzere Bearbeitungszeiten und eine angemessene Qualität der Verwaltungs- kontakte im digitalen Zeitalter.“ Für die digitale Transformation müsse Berlin allerdings mehr in die Qualifizierung seines Verwaltungspersonals investieren, dessen Altersdurchschnitt relativ hoch sei. „Die Herausforderung in diesemChange Management besteht darin, die Jungen mit den Älteren zusammenzubringen, damit Wissen aus- getauscht und gebunden werden kann und nicht zwei Welten entstehen.“ Stocksmeier engagiert sich auch im Vor- stand des Verbandes der IT- und Internetwirt- schaft Berlin und Brandenburg (SIBB), der zu den Gründungspartnern der Kampagne „Eine Stadt. Eine starke Verwaltung“ gehört: „Unsere rund 250 Mitglieder der Digitalwirtschaft wollen natürlich Stadt wächst — Verwaltung schrumpft In den kommenden Jahren gehen viele Behördenmitarbeiter in den Ruhestand, während die Bevölkerungszahl weiter steigt. Berlin muss mehr bauen Die genehmigten Wohnungen stagnieren in Relation zur Einwohnerzahl, München und Hamburg legen deutlich zu. 40 Einrichtungen, Ämter und Behörden sind den Senatsverwaltungen nachgeordnet. Zwölf Bezirksverwaltungen kümmern sich im zweistufig geglieder- ten Verwaltungsauf- bau um die Belange vor Ort. Dr. Gabriele Schlimper Geschäftsführerin des Paritätischen Berlin Wir sind auf eine leistungsfähige Verwaltung angewiesen, weil wir in deren Auftrag arbeiten. 3,7 Mio. 60 000 70 000 80 000 90 000 100 000 110 000 120 000 Personalentwicklung ohne Neueinstellungen Bevölkerungswachstum Quelle: IHK Berlin 2015 2016 2017 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 450 500 550 600 650 700 750 800 850 900 950 Berlin München Anzahl der Baugenehmigungen pro 100 000 Einwohner Hamburg Grafik: H. Anders 3,6 Mio. 3,8 Mio. 3,7 Mio. 60 000 7 8 9 10 11 12 Personalentwicklung ohne Neueinstellungen Bevölkerungswachstum Quelle: IHK Berlin 2015 2016 2017 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 450 500 550 600 650 700 750 800 850 900 950 Berlin München Anzahl der Baugenehmigungen pro 100 000 Einwohner Hamburg Grafik: H. Anders 3,6 Mio. 3,8 Mio. FOTOS: SABINE GUDATH, CHRISTIAN KIELMANN SCHWERPUNKT | Verwaltungsreform 24 BERLINER WIRTSCHAFT 05 | 2019

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