Berliner Wirtschaft 4/2020

» W enn jemand sein Hobby zum Beruf macht, denkenwohl diemeistenMen- schen anDingewie Fotografieren, Rei- sen oder vielleicht Tauchen. BeiMartin Sebestawar esdas InteresseanAmeisen, dasnicht nur den Berufsweg bestimmte, sondern ihn sogar zumAufbau eines Unternehmens inspirierte. Seit 20 Jahrengibt es denAntstoredes Steglitzersmitt- lerweile. Und noch immer scheiden sich die Gei- ster an der Profession. Oder auch Passion, denn ohne Leidenschaft lässt sich das Geschäftmit den Insekten nicht betreiben. Schaudern bis Ableh- nung bei den einen, die eher an einen Fall für den Kammerjäger denken, begeistertes Interesse bei den Fans – dazwischen gibt es nicht viel. Der Mittvierziger Sebesta handelt stationär undonlinemitAmeisenundallem,wasHalter der originellen Haustiere an Zubehör für ihr Hobby benötigen. Er war Pionier bei der Entwicklung und dem Bau von Formicarien für die Tiere. Der Begriff leitet sich aus dem lateinischenNamen für Ameisen – „formica“ – ab. Sein erster Eigenbau entstand aus einem alten Aquarium. Glas spielt bis heute eine zentrale Rolle imAmeisen-Impe- riumvonMartin Sebesta. Schließlichwollen die Halter ihrenTieren zuschauen, egal obbeimNest- bau, demNahrungstransport oder der Aufzucht des Nachwuchses. Der künstliche Lebensraum besteht je nach Ameisenart aus unterschiedlich großenFarmenundArenen. Die Farmen erinnern an Aquarien, nur viel schmaler. Und ohneWas- ser darin, versteht sich. Die Arenen sind die Aus- laufflächen, in denen zum Beispiel Baumaterial und Futter zumAbtransport durch die fleißigen Arbeiterinnen bereitgelegt werden. „In allen Altersgruppen“ fänden sich die Ameisenhalter, sagt der Antstore-Inhaber. Ten- denziell kauften „mehr Männer“. Nicht selten kämen Väter mit ihren Söhnen, um sie an das Hobby heranzuführen. Anfängern werden von Sebesta und seinenMitarbeitern eher heimische Artenempfohlen, Lasiusniger etwa, dieSchwarze Wegameise, die auch draußen in freier Wild- bahn bei uns verbreitet ist. Einfach einsammeln und loszüchten freilich hätte keine Erfolgsaus- sichten. Damit zu Hause hinter Glas ein Amei- senvolk heranwachsen kann, erwerben Sebestas Kunden begattete Königinnen, die Spermien Links: Ameisen finden im Antstore passende Habitate. Manche leben in Holzgängen, andere in Sand oder Gips FOTOS: CHRISTIAN KIELMNANN Oben: Martin Sebesta gründete seinen Antstore im Jahr 2000. Das Hobby Ameisen hatte er da schon lange Oben rechts: In kleinen Kunst- stoffröhrchen werden die Ameisen im Laden verkauft oder an Kunden versandt 39 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 04 | 2020 BRANCHEN | Unternehmensporträt

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