Berliner Wirtschaft 4/2020
Teilnehmer müssen sich anstrengen, um in diesem Wettbewerb ein gutes Konzept auf den Plan zu brin- gen. Und die Sieger bekommen Geld für die Umset- zung. Das bringt Zentren voran. Welche Zentren haben die besten Chancen? Entscheidend sind zwei Faktoren: die Warenviel- falt und die verkehrliche Erreichbarkeit. Die Schloß- straße funktioniert deshalb recht gut. Bei den Shop- ping-Centern sehen wir, dass kleinere, die nicht so gut angebun- den sind, dringend neue Konzepte brau- chen. Angebote für die Freizeitgestaltung, Ärztezentren, Restau- rants sindMöglichkei- ten, wieder mehr Fre- quenz in diese Center zu bringen. Das Bikini Berlin zeigt, dass gute Gastronomie zum Magnet werden kann. Im Moment gibt es zu viele Shopping-Center mit identischen Kon- zepten, das macht sie langweilig. Welche Chancen haben Geschäftsstra- ßen in Subzentren? Das hängt auch vom Nachwuchs ab. Viele inhabergeführteLäden stehen vor dem Über- gang an die nächste Generation. Aber oft sind keine Kinder da. Oder die Töchter und Söhne wollen lieber andere Berufe ergrei- fen. Ich bin dennoch zuversichtlich. Worauf beruht Ihre Zuversicht?? Der Einzelhandel bildet sehr gut und sehr viel aus. Es wird immer auch solche geben, die nicht für andere arbeitenwollen und sich selbstständigmachen. Für die ist dieÜbernahme eines gut eingeführtenLaden- geschäfts lukrativ. Ich sehe das inmeiner Branche: Was inBerlin anBuchhandlungenundVerlagen auf- gemacht wird – da reibt man sich die Augen. ■ Martina Tittel, Geschäftsführerin Ehrenamtlich enga- giert sich Martina Tittel als Vorsitzende des Handelsausschusses der IHK Berlin und Mitglied im DIHK- Handelsausschuss. Christof Deitmar, IHK-Experte für Stadtentwicklung Tel.: 030 / 315 10-411 christof.deitmar@ berlin.ihk.de ein Schwätzchenmit vertrauten Menschen zu hal- ten. Das ist menschliche Nähe, die nicht von großen Filialisten erbracht werden kann und vomOnline- handel schon gar nicht. Was können Einzelhändler selbst unternehmen, um Geschäftsstraßen attraktiver zu machen? Wir müssen fairere Rahmenbedingungen fordern. Onlinehändler können an sieben Tagen 24 Stun- den lang verkaufen. Stationäre Händler haben strenge Regeln zum Ladenschluss zu beachten. Wir brau- chenmehr Freiheiten, zumBeispiel inpuncto Sonntagsöffnungen. Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen Oberzent- ren – Ku’damm und Tauentzien imWesten, Friedrichstraße im Osten–sowieSubzen- tren. Dazwischen gibt es noch übergeord- nete Zentren wie die Schloßstraße. In Sub- zentren ist der Einfluss einzelnerHändlergrö- ßer. Im Prinzip hängt die Bereitschaft der Einzelhändler, etwas zu tun, davon ab, wie gut die Geschäfts- straße funktioniert. Es kommt auch auf die Struktur an. Je mehr inhabergeführte Läden, desto größer ist das Engagement. Fili- alleiter haben in der Regel keinen so gro- ßen Spielraum. Oft beteiligen sie sich auch nicht an Weihnachtsbeleuchtungen. Gibt es positive Beispiele für das Engagement von Einzelhändlern? ImRahmen der Zentren-Initiative „MittendrIn Ber- lin!“ werden viele sehr beeindruckende Konzepte entwickelt. Ich habe schonAnfang der 2000er-Jahre als Geschäftsführerin des Dussmann Kulturkauf- hauses daran teilgenommen und gewonnen. Die FOTOS: AMIN AKHTAR (2), FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG 33 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 04 | 2020 SCHWERPUNKT | Interview
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MzI1ODA1