Berliner Wirtschaft 4/2020

und die Eigentümergemeinschaft, und die KLIG steuerte zudem über 100.000 Euro bei – für ein Natursteinpflaster, für eine bessere Beleuchtung, „also für alles,was denPlatz schicker und schöner gemacht hat“. Jetzt heißt der Vorplatz – auch dies einVorschlagderKLIG–Alfred-Grenander-Platz, benannt nach dem schwedischen Architekten, nach dessen Entwürfen 70 Berliner U-Bahnhöfe gebaut wurden, darunter auch Krumme Lanke. Das ehrenamtliche Engagement des KLIG-Initi- ators Christian Zech für die Neugestaltung des Platzes wurde im vergangenen Jahr ebenfalls belohnt – mit dem silbernen Bezirksabzeichen Zehlendorfs. Einen Lohn für ihre Ideen zur Standortent- wicklung gab es im aktuellen „MittendrIn Ber- lin!“-Wettbewerb auch für drei der acht nomi- nierten Teams, die von der Jury als Sieger aus- gezeichnet wurden: die Initiative „Wilhelmgibt keine Ruh“, die die Hauptstraße im Pankower Ortsteil Wilhelmsruh zum lebendigen Mittel- punkt ihres Kiezes machenwill, der Bürgerver- ein in der Gartenstadt Frohnau, der für das Zen- trum des Reinickendorfer Ortsteils ein städte- bauliches Gesamtkonzept entwickelt, und das Netzwerk Süd-West Berlin, das sich für ein pla- stikfreiesRheingauviertelinCharlottenburg-Wil- mersdorf einsetzt. Sie erhalten nun professionelle Unterstützung bei der Erarbeitung eines Master- plans und bekommen dafür bis zu 30.000 Euro sowie ein zusätzliches Budget von 10.000Euro für die Umsetzung erster Ideen und Projekte. Rheingauviertel will plastikfrei werden DésiréeGianella, InhaberindesKinder-Outdoor- Shops „Grashüpfer“, und ihre Mitstreiterin, die Fotografenmeisterin Tanja Fügener, stehen dem Verein Netzwerk Süd-West Berlin vor, der im Herbst 2018 auch deshalb gegründet wurde, um mit demProjekt „Plastikfreies Rheingauviertel“ am„MittendrIn“-Wettbewerbteilzunehmen.„Wir verstehen uns als Forum hier am Rüdesheimer Platz, um die verschiedenen Akteure an einen Tisch zu kriegen“, sagt Désirée Gianella, „zum einen die Anwohner, die einkaufen gehen, und zum anderen natürlich die Unternehmen und Gewerbetreibenden, die Ideen für einen plastik- freien Einkauf beigesteuert haben.“ So füllt zum Beispiel der Friseur Matthias Jung-Kipsch Shampoos in wiederverwendbare Glasflaschen und hat Einmal-Dauerwell-Hau- ben gegen alternative Hauben ausgetauscht, die man immer wieder waschen kann, Frank Volk- mann vomCafé Lotte plant, Bio-Becher fürs Eis und nachhaltige Coffee-to-go-Becher einzufüh- ren. Die Inhaber von „Glas macht Spaß!“ haben Trinkhalme aus Glas im Angebot, und „Gras- hüpfer“-Chefin Gianella verkauft Baumwolltü- cher, die mit Bienenwachs, Baumharz und Jojo- baöl beschichtet sind und Alu- und Frischhalte- folien ersetzen. Bei den Wasserbetrieben ist ein Trinkbrunnen für den Rüdesheimer Platz bean- tragt worden, womanmitgebrachte Glasflaschen befüllen kann, und irgendwann soll es sogar einenkiezgemeinschaftlichen „Unverpackt“-La- den geben. „Das ist ein bunter Strauß von Ideen, diewir da entwickelt haben, und das Projekt hat richtig Schwung in unser Viertel gebracht.“ Als Schirmherrn konnte das Netzwerk Bezirksbür- germeister Reinhard Naumann gewinnen. Projekt erzeugt Gemeinschaftsgefühl Wie geht es jetzt weiter? „Wir warten noch auf die Zuweisung eines Fachbüros, das uns für bis zu 30.000 Euro aktiv und professionell unterstüt- zen soll“, sagt TanjaFügener, „unddie 10.000Euro, die uns jetzt schon zur Verfügung stehen, werden wir unter anderem für die Kreation undHerstel- lung eines Logos verwenden,mit demalle beteili- gtenUnternehmen und Lädenkenntlich gemacht werden.“ Finanziert werden sollen davon auch Jute-Bäume oder -Zweige, von denen sich Kun- den Jutetaschenmit demLogo nehmen können – die sie dann bei nächster Gelegenheit dort wie- der aufhängen. „Der Sieg im Wettbewerb“, so Désirée Gianella, „gibt uns die Ernsthaftigkeit, die wir als Verein brauchen, um von den Gewerbetrei- benden im Viertel wahrgenommen zu werden, damitwirweiterwachsen.“Das prämierteProjekt habe in demWilmersdorfer Quartier ein starkes Gemeinschaftsgefühl entstehen lassen, „so etwas schweißt natürlich zusammen, was demViertel mit Sicherheit zugutekommt“. ■ Désirée Gianella Vorstand Netzwerk Süd-West Berlin Der Sieg im Wettbewerb gibt uns die Ernsthaftigkeit, um im Viertel wahrgenommen zu werden. Christof Deitmar, IHK-Experte für Stadtentwicklung Tel.: 030 / 315 10-411 christof.deitmar@ berlin.ihk.de SCHWERPUNKT | Städtische Zentren

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