Berliner Wirtschaft 4/2019

59 berliner wirtschaft 04 / 2019 service / Change Management Mut wird belohnt: Wenn Dinge besser werden sollen, muss man manchmal über Brücken gehen, die etwas wacklig sind Michael Kramer Wirtschaftsmediator Widerstände und Emotionen lassen sich pro- duktiv bearbei- ten und sind im Gesamtkontext betrachtet nicht mehr schädlich. änderte Anforderungen der Kunden: Eine kluge Begleitung des Wandels zahlt sich aus. Diese Erfahrung konn- te auch eine Biomarktkette mit zahl- reichen Berliner Filialen machen, in der es Missklänge zwischen Führung und Mannschaft gegeben hatte. Durch Auseinandersetzung und Verände- rung konnte aus emotionaler Belas- tung neuer Teamgeist entstehen. Outsourcing: bequem, aber nicht gut Doch viele Prozesse scheitern oder bleiben auf halber Strecke stecken. Für Kramer, Ausbilder für das Auswärtige Amt und die Universität Potsdam so- wie seit über 35 Jahren als Berater von DAX-Unternehmen und KMU tätig, ist das keine Überraschung. Beim Change Management würden die Manager oft durch ein Outsourcing des Prozesses aus der Verantwortung entlassen. Das sei zwar erst einmal bequem, bringe aber keine nachhaltige Lösung, son- dern hinterlasse folgenschwere Frus- tration bei den Mitarbeitern.  Nur die Verbindung von „harten Faktoren“, etwa Zahlen, Daten und ef- fektive Management-Systeme, mit „weichen Faktoren“ wie Umgang mit Widerstand, Kommunikation, strategi- scher Planung oder Organisationskul- tur führt laut Kramer einen Entwick- lungsprozess zu nachhaltigem Erfolg. Daher sei es essenziell, den Chan- ge-Planmit anderen Projekten imUn- ternehmen zu verknüpfen und nicht isoliert zu betrachten. Krankenstand zurückgegangen So können auch die in einem Ver- änderungsprozess unvermeidlichen Konflikte positiv genutzt werden: „Wi- derstände und Emotionen bekommen einen Raum und lassen sich produk- tiv bearbeiten. Im Gesamtkontext be- trachtet, sind diese Phänomene nicht mehr schädlich, sondern einwillkom- mener Anlass, neues Verhalten einzu- studieren und damit die Organisation unabhängig von externer Beratung zu machen“, ist Kramer überzeugt. Bei demgenanntenAutomobilkon- zern hat das geklappt. Die Zahlen der beiden Abteilungen hatten sich laut Kramer nach kurzer Zeit synchroni- siert: „Wennman bedenkt, dass in die- sem Fall von einem produzierten Auto ein Gewinn von rund 800 Euro blieb, dann weiß man, was 15 Autos pro Tag im Jahr ausmachen.“ Außerdem hebt der Experte denwertvollen Effekt her- vor, dass die Mitarbeiter zufriedener seien und sich Krankenstand und Fluktuation verringert haben.“ Der Wandel kann also gelingen. Dr. Alexandra Fock IHK-Bereich Weiterbildung & Unternehmenssicherung alexandra.fock@ berlin.ihk.de IHK-Angebote Die Website informiert über Maßnahmen im Konfliktfall: schlichten-in-berlin.de/ mediation FOTO: FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG

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