Berliner Wirtschaft 4/2019
42 berliner wirtschaft 04 / 2019 branchen / Potsdamer Platz FOTO: IMAGNO/GETTY IMAGES a, auch in der preisgekrönten Serie „Babylon Berlin“ durfte er nicht fehlen: Der Potsdamer Platz. Das Symbol für die „Goldenen Zwanziger“, für die moderne Metropo- le, für die Weltstadt Berlin. Meistens zeigen historische Film- aufnahmen das eine Motiv: geschäf- tiges Treiben an der verkehrsreichs- ten Kreuzung Europas, mit der ersten Ampel Berlins. Das pulsierende Herz der deutschen Hauptstadt schlechthin. Schnitt. Die nächsten historischen Fo- toaufnahmen zeigen denselben Platz – im Niemandsland. Im Hintergrund abgebrannte Ruinen, im Vordergrund Zehntausende Ostberliner, die am 17. Juni 1953 für Einheit und Freiheit de- monstrieren. Dann letzte Reste einsti- ger Vergnügungspaläste, mehrgeschos- siger Restaurants und Bürohochhäuser, während der Todesstreifen zwischen Erst Vorort, dann pulsierendes 20er-Jahre-Quartier, Grenzgebiet und heute neues Stadtquartier – jetzt erfindet sich der Potsdamer Platz ein weiteres Mal neu von Dr. Mateusz Hartwich Ost und West den einstigen Mittel- punkt des modernen Berlins zerschnei- det. Für Jahrzehnte war der Potsdamer Platz das Ende der Welt, der frostigste Ort des Kalten Krieges, ein Paradies für frei laufende Hasen, einTestgelände für längst vergessene Mobilitätsformen. Nahtstelle zwischen Ost und West Dass dieser Ort einmal aus Ruinen auf- erstehen sollte, daran mochte vor 30 Jahren niemand glauben. Aber wenn irgendwo in Europa unerwartete Wen- dungen passieren sollten, dann hier. Der Mauerfall und die deutscheWiederver- einigung brachten demPotsdamer Platz eine spektakuläreWiedergeburt. Nam- hafte Architekten entwarfen hochmo- derne Gebäude und knüpften an die glorreicheVergangenheit an. Das Stadt- quartier des 21. Jahrhunderts entstand. Internationale Konzerne siedelten sich an. Die Berlinale zog an den „Platz to be“, wie die Werbung später behaup- tete. An der Nahtstelle zwischen dem Alten Westen und dem Neuen Osten entstand innerhalb weniger Jahre eine Hochglanz-Insel, ein Schauraum für das neue Berlin. Aber Berlinwäre nicht Berlin, wenn das Happy End so einfach wäre. Wäh- rend in den 2000er-Jahren die neue Mitte rund um Friedrichstraße und Unter den Linden immer mehr Inves- titionen anzog und die City West we- nig später nachzog, blieb die Insel eine Insel –von Freiflächen umgeben, ohne Berlins lebendige Legende J Immer wieder neu – Vita eines Platzes 1838 Eröffnung des Potsda- mer Fernbahnhofs. Die Ge- gend hatte noch Randlage 1907 Das Hotel Fürsten- hof öffnet die Tore. In den nächsten Jahrzehnten wird der Potsdamer Platz zum le- bendigen Areal 1924 Errichtung des Ver- kehrsturms mit Ampel 1948 Grenzziehung zwi- schen Ost und West, nach fast vollständiger Zerstö- rung im Zweiten Weltkrieg 1998 Nach fünf Jahren Bauzeit entsteht der neue Potsdamer Platz mit Daim- ler-City und Sony Center 2015 Der kanadische In- vestor Brookfield Proper- ties übernimmt das Areal 2021 Vorr. Fertigstellung der neuen Potsdamer Platz Shopping Arkaden In den ersten Jahr- zehnten des 20. Jahr- hunderts entwickelte sich der Potsdamer Platz zur verkehrs- reichsten Kreuzung Europas (Bild links, 1930er-Jahre). Heute ist er – wieder – urbaner Knotenpunkt (großes Bild) Kleines Bild: So sollen die Ar- kaden 2022 aussehen
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