Berliner Wirtschaft 4/2019

20 berliner wirtschaft 04 / 2019 Pharmaerzeugnisse sind traditionell stark in der Berliner Ausfuhrstatistik vertreten schwerpunkt / Exportstadt Berlin China, Frankreich, Italien, die Niederlande, Polen, die Schweiz, Österreich und Spanien. Zwischendrin, auf Platz sechs der Statistik von 2018, findet sich Großbritannien. Die Exporte ins Vereinigte König- reich hatten in den vergangenen Jahren eine konti- nuierlich steigende Tendenz. So erreichten die aus- geführtenWaren 2017 einenWert von 647 Mio. Eu- ro, 2018 kletterte er auf 706 Mio. Euro. Die Limmer Laser GmbH kooperiert seit ih- rer Gründung auf verschiedenen Ebenen mit briti- schen Partnern. Das Unternehmen entwickelt und produziert am Standort Berlin medizinische La- sergeräte für Anwendungen in der Dermatologie, HNO, Gynäkologie und weiteren Bereichen. Nach- demdie Entscheidung zumBrexit 2016 gefallenwar, fuhr das Unternehmen seine Initiativen auf dem britischen Markt herunter. „Wir haben schon im- mer mit Großbritannien eng zusammengearbei- tet“, sagt Björn-Frederic Limmer, Managing Direc- tor Sales & Product. „Manche spezialisierten Jus- tage- oder Optik-Elemente werden weltweit nur von wenigen Herstellern angeboten. So kommen einige wichtige Optiken für Strahlfokussierung aus Großbritannien. Mit der Ankündigung des Brexits mussten wir unsere Lieferkette aber noch einmal im Detail prüfen und von Fall zu Fall auch Alterna- tiven identifizieren.“ Beim harten Brexit drohen Hindernisse Zuverlässige Lieferanten sind für das Unterneh- men extrem wichtig. „Der Bereich Medizintechnik ist ein stark reguliertes Feld. Gearbeitet wird nach festgelegten Normen. Wir können nicht von heu- te auf morgen andere Bauteile verwenden“, betont Limmer. Insgesamt sieht er sich bestätigt in seiner Unternehmensphilosophie: „Wir wollen maximale Kontrolle über Qualität und Fähigkeiten unserer La- sergeräte. Deshalb produzieren wir bewusst ‚Made in Berlin‘ und suchen auch unsere Liefe- ranten gezielt in Berlin und Brandenburg.“ Bei einem gegebenenfalls harten Aus- stieg Großbritanniens aus der Europäi- schen Union ist mit massiven Hindernis- sen zu rechnen. „Mehr Bürokratie, Verzö- gerungen durch längere Wartezeiten an der Grenze oder auch Zölle sind Faktoren, die mit in die Preisgestaltung einfließen“, sagt der Unternehmer. Völlig offen ist bei- spielsweise, ob nach dem Brexit in Groß- britannien andere Normen gelten. Lim- mer: „In der EU gibt es ein klares, umfas- sendes Regelwerk. Sollte das nicht mehr gültig sein, würde Großbritannien für uns ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/SHERATON hinas schwächelnde Wirtschaft, der Handelsstreit mit den USA, Re- formstau in der Europäischen Union und nicht zuletzt das langeWirrwarr um den Brexit – für exportorientierte Unternehmen sind die Zeiten nicht einfach. Jüngste Konjunkturumfragen zeigen, dass die weltweite Unsicherheit auch an der Hauptstadt nicht vorbeigeht. Gerade auch äußere Faktoren sor- gen nach Jahren dynamischenWachstums aktuell in Berlin für eine Konjunkturdelle. Im vergangenen Jahr lag der Ge- samtwert der Berliner Ausfuhren nach Angaben des Statistischen Bundesam- tes bei 14,4 Mrd. Euro, im Vergleich zu 2017 bedeutete das einen Rückgang um 2,7 Prozent. In Berlin sind traditionell viele Hidden Champions international aufgestellt, die in ihren Branchen nicht selten sogar Marktführer sind. Zu den wichtigsten Exportgütern der Haupt- stadt zählen neben Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen vor allem Maschi- nen und pharmazeutische Produkte. An der Spitze der wichtigsten Absatzmärk- te für Berliner Produkte stehen die USA, C Björn-Frederic Limmer Limmer Laser GmbH Mit der Ankündigung des Brexits mussten wir unsere Lieferkette noch mal im Detail prüfen.

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