Berliner Wirtschaft 3/2020

Zugang zum Wirtschaftsarchiv Die Bestände des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs (BBWA) können eingesehen werden. Kontakt und Infos: bb-wa.de 450 Darsteller sorgten zeitweilig im Circus Busch für spektakuläre Darbietungen. Paul Busch (kleines Bild oben) eröffnete den Rundbau 1895 in Berlin (linke Seite). Seine Tochter Paula führte das Unterneh- men nach seinem Tod 1927 weiter und startete noch im glei- chen Jahr mit ihrem selbst verfassten Stück „Vicky wettet um die Welt“ durch. Ihre Tochter Micaela Busch (1913–1969) betörte das Publikum mit Reitkunst (linke Seite). Die Show „Menschen zwischen Himmel und Erde“ im Jahr 1947 wurde ebenfalls ein Publikumserfolg benmusste. Busch bedient sich aus der Konkurs- masse und rückt als „Zirkus-König“ in die erste Reihe. Er kann auf 180 Pferde, 20 Kamele und 25 Elefanten zurückgreifen – von den 20 Kos- tümschneidern, Perückenmachern, Sattlern, 50 Musikern und mitunter 450 Darstellern ganz zu schweigen. Effekte wie 100 auf einer Rampe in die Wassermanege abrutschende Eisbären mehren den Ruhm des Hauses. Technische Neuerungen erhalten Einzug in die Programme. Die bemerkenswerte Ära von Paul Buschs Tochter Paula Busch (1894–1973) beginnt 1917 als Mitdirektorin und 1927 als Direktorin nach dem Tod ihres Vaters. Sie bereichert den Zirkus mit eigenen Bühnenstücken und reüssiert mit Roma- nen aus dem Zirkusmilieu, in denen sie Frauen und deren Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Mittelpunkt stellt. Sie startet 1927 mit einem Tusch, nämlich demPublikumserfolg „Vicky wet- tet um die Welt“, dem auch historische Manege- schauspiele folgen. Die Weltwirtschaftskrise übersteht das Unter- nehmen. Wegen baulicher Mängel wird das Haus jedoch 1934 geschlossen und 1937 zugunsten der Bauplanungen in der Reichshauptstadt abgerissen. Das Artistenmilieu ist weltoffen, international und passt nicht in die Gleichschaltungsabsichten der Reichskulturkammer. Paula Busch kann ihre „ari- sche“ Abstammung nachweisen und den „jüdi- schen“ Circus Straßburger erwerben, wird aber von der Gestapo beobachtet und aus den festen Häusern verdrängt. 1946 bis 1948 gastiert der Circus Busch wie- der in Berlin – in einer Freilicht-Arena auf dem Gelände des Zoologischen Gartens, später wieder im Zelt. Wirtschaftliche Schwierigkeiten zwin- gen das Unternehmen 1963 zur Fusion mit dem Bremer Circus Roland. Der Nachlass von Paula Busch ist nun in der Sammlung Circus Busch Berlin im Berlin-Bran- denburgischen Wirtschaftsarchiv angekommen und soll für die Forschung aufbereitet werden. ■ BRANCHEN | Historie

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