Berliner Wirtschaft 3/2020

uns. Wir sind eben ein regi- onaler Händler mit einem hohen Anteil sehr kurzer Strecken. Wir fahren auch über die Dörfer von Bran- denburg und Mecklen- burg-Vorpommern und holen oft kleinere Mengen von kleinen Bauernhö- fen ab. Insgesamt haben wir 15.000 verschiedene Artikel im Angebot. Wir beliefern den Bio-Fach- handel, aber auch Restau- rants. Dabei müssen auch immer spezielle Zeiten berücksichtigt werden, zu denen die Kunden belie- fert werden wollen. Das ist eine gewaltige logistische Herausforderung. Ist Digitalisierung kein Thema bei Ihnen? Oh, doch.Wir haben gerade das ganze Lager digitali- siert und eine Lagersoft- ware eingeführt, sodass wir jetzt scannergestützt die Waren kommissionie- ren können. Wir haben drei Jahre für die Einfüh- rung benötigt. Die Einfüh- rung eines Lkw-Navigati- onssystems wird sicher- lich ein bisschen einfacher. Aber wir brauchen noch zwei oder drei Jahre, um damit starten zu können. Unsere vielen kleinen Lose können die digitalen Systeme heute noch nicht so gut abbilden. Spüren Sie den Fachkräftemangel? Ja, vor anderthalb Jahren hatten wir deshalb eine ganz schwierige Phase. Uns fehlten Fahrer. Mittler- weile beschäftigen wir eine Mitarbeiterin, die sich ausschließlich mit demRecruiting beschäftigt. Jetzt haben wir wieder genug Fahrer. Dem allgemeinen demografischen Wandel begegnen wir durch eine eigene Ausbildung von Fahrern. Wir haben damit aber noch keine guten Erfahrungen gemacht. Die Absprungquote ist extremhoch, und die Azubis sind zwei Jahre lang fast gar nicht bei uns, sondern nur im Fahrertraining. ■ FOTOS: AMIN AKTHAR (3), FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG Meinrad Schmitt Geschäftsführer Sein Studium der Betriebswirtschafts- lehre finanzierte Meinrad Schmitt mit Lkw-Fahren. 1982 gründete er seinen Bio-Großhandel. Mittlerweile arbeiten in Berlin-Britz 350 Mitarbeiter für die Terra Naturkost Handels KG. Meinrad Schmitt ist zudem Mitglied der IHK-Vollversammlung. Dr. Lutz Kaden, IHK-Experte für Verkehr Tel.: 030 / 315 10-415 lutz.kaden@ berlin.ihk.de Wollen Sie mit Ihrem Einsatz für eine grüne Logistik Vorbild sein? Ich würde gern auf unserem Firmengelände in Britz eine Erdgastankstelle aufbauen. Dazumuss ich aber selbst nochmehr Erdgas-Fahrzeuge anschaffen und Firmen aus der Nachbarschaft motivieren, ebenfalls diesenWeg zu gehen. Den Break-even erreichen wir bei 15 bis 20 Lkws, die regelmäßig an der Station betankt werdenmüssen. Wenn ich damit einen Bei- trag für eine grünere Logistik in Berlin leisten kann, würde es mich freuen. Bietet die Digitalisierung Möglichkeiten, die Logis- tik nachhaltiger zu machen – zum Beispiel durch Routenoptimierungen? Es gibt schon interessante Lösungen auf demMarkt. Aber diese Produkte passen nicht besonders gut zu 29 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 03 | 2020 SCHWERPUNKT | Interview

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