Berliner Wirtschaft 3/2020

die Energiewende zu teuer erkauft ist – mit der EEG-Umlage wälzt der Staat mehr Geld um als mit dem Solidaritätszuschlag. Weiter geht es bei den durch die Bürokratie verursachten Kosten. Planungs- und Genehmigungsverfahren bei- spielsweise dauern viel zu lange. Auch die hohe Unternehmensbesteuerung in Deutschland ist ein Hindernis. Hinzu kommt der Fachkräftemangel. Wenn wir unsere Wirtschaft umstellen wollen, brauchen wir qualifizierte Arbeitskräfte. Aus- undWeiterbildung müssen gestärkt werden. Kurz gesagt: Es kommt darauf an, gute Standortbedin- gungen in Deutschland zu haben. Damit bekom- men wir mehr Innovationen und Investitionen für einen wirksamen Klimaschutz. Ist das Klimaschutzpaket der Bundesregierung eher Chance oder Risiko für die Wirtschaft? Es ist ja nicht so, dass die Unternehmen erst durch politische Aktivitäten mit Klimawandel und nachhaltiger Produktion konfrontiert werden. Im Gegenteil: In vielen Firmen gehören die The- men Energieeffizienz, Erneuerbare Energien und Klimaschutz schon seit Langem zur betrieblichen DNA. Dass die Bundesregierung jetzt umfangrei- che Klimaschutzmaßnahmen beschlossen hat, ist richtig. Viele der Maßnahmen stehen schon lange in der Diskussion, die Unternehmenmüssen aber oft lange auf konkrete Entscheidungen und Pla- nungssicherheit warten. Zudem geht die Energie- wende zu langsam voran. Für den Bau von 1.000 Kilometern Stromleitungen haben wir zehn Jahre gebraucht. Das ist viel zu lang – zumal wir bis 2030 rund 13.000 Kilometer an neuen und ver- stärkten Stromleitungen benötigen, damit etwa Windstrom von der Nordsee in die Industriere- gionen im Süden fließen kann. Der Ausbau der Windkraft an Land ist zuletzt fast zum Erliegen gekommen. ImErgebnis passen der geplante Aus- stieg aus konventioneller Stromerzeugung und die geringe Geschwindigkeit beim Netz- und Windkraftausbau überhaupt nicht zusammen. Die gesellschaftliche Erwartungshaltung ist viel weiter als die reale Umsetzung. ■ Dr. Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des DIHK, fordert zur Umsetzung des Klimaschutzes bessere Rahmenbedingungen 1000 Kilometer Stromleitungen wurden in den vergangenen zehn Jahren gebaut – das ist zu langsam, zumal bis 2030 rund 13.000 Kilometer an neuen und verstärkten Leitungen benötigt werden. 15 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 03 | 2020

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