Berliner Wirtschaft 3/2019

34 berliner wirtschaft 03 / 2019 branchen / Unternehmensporträt schnell, stetig und nicht immer zum Besten. Oft erkennen wir Probleme erst zu spät. Planet kann das ändern.“ So fasst Massimiliano Vitale, General Manager und Senior Vice President von Planet in Berlin, die Vision des Unternehmens zusammen. Teil des Konzeptes: Jeder kann auf die Bilder der Satelliten zugreifen, alles, was man dazu braucht, ist ein Internetanschluss. Big Data in der Katastrophenhilfe Neben großenAufträgen für Regierungen und Un- ternehmen arbeitet Planet auchmit NGOs zusam- men. Durch die cloud-basierte Bereitstellung von Satellitendaten unterstützt Planet die Organisati- onen bei humanitären Projekten und der Katast- rophenhilfe. Vitale: „Die Vielfältigkeit der Einsatz- gebiete ist kaum abzuschätzen.“ Regierungen kön- nen beispielsweise Naturkatastrophen analysieren und so die Prävention verbessern. Doch auch in der Wirtschaft ist die Verwendung der Erdabbildun- gen vielfältig. Vor allem die Landwirtschaft ist laut Planet ein Schlüsselsektor. „Der stetig aktualisierte Blickvon oben erlaubt eine ganz neueArt der Ana- lyse von Entwicklung in der Landschaftsstruktur und den geografischen Gegebenheiten“, so Vitale. Und das wirkt sich nicht nur auf die Planung und damit auf die Kosten des Landwirts positiv aus: „Ei- ne bessere Planung und schnellere Reaktionen auf Veränderungen senken nicht nur Kosten. Sie redu- zieren gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck.“ Vergangenes Jahr wurde der Service um „Pla- net Analytics“ erweitert. Mittels Machine Learning werden bei diesemAngebot relevante Objekte, zum Beispiel Gebäude oder Bodenbedeckung, automa- tisch identifiziert. Vitale: „Diese intelligenten In- formations-Feeds können anschließend in die Ar- beitsabläufe der Kunden integriert werden.“ Doch birgt die Möglichkeit des ständigen Mo- nitorings nicht auch ein Missbrauchsrisiko? Vitale: „DieVerbreitung von Satellitenbildernwirdvon Re- gierungen reguliert und so bereits vor Missbrauch geschützt. Zusätzlich arbeiten wir nur mit Unter- nehmen und Organisationen, die wir als vertrau- enswürdig einstufen.“ Dafür hat Planet sogar ein Ethik-Komitee eingerichtet. Planet arbeitet mit drei verschiedenen Satel- litentypen: Gut 120 „Dove“-Satelliten sind für die tägliche Gesamtabbildung der Landmasse der Er- de zuständig. Sie fliegen in relativ geringer Höhe von 500 Kilometern und sammeln Bildmaterial von mehr als 300Mio. Quadratkilometern. Näher an der Erde fliegen die sogenannten „Rapid Eye“-Satelli- ten. Sie wurden 2015 von BlackBridge übernom- men, wodurch Planet Zugriff auf eines der größten Archive von Satellitenbildernmit Fünf-Meter-Auf- lösung hat. Fünf davon umkreisen derzeit die Er- de, unterstützt von 15 „SkySat“-Satelliten. Dieses Modell nahm Planet 2017 mit dem Kauf des Goog- le-Unternehmens Terra Bella ins Portfolio auf. Sie kommen zumEinsatz, wenn noch schärfere Bilder in Ein-Meter-Auflösung gemacht werden sollen. Von der Blaupause bis zur Auswertung Die Satelliten baut Planet selbst an seinem Haupt- standort in San Francisco. Gesteuert werden sie aus Berlin und der kalifornischen Metropole. MassimilianoVitale: „Die Standorte haben denVor- teil, dass an einem immer Tag ist. So gewährleisten wir eine dauerhafte Besetzung unserer Steuerzen- trale.“ Vom Entwurf der Satelliten bis zur Auswer- tung der durch sie gesammelten Daten findet also alles unter einem Dach statt. Inzwischen sorgen mehr als 400 Mitarbeiter dafür, dass die derzeit et- wa 140 Satelliten im Orbit ihre Arbeit tun und ste- tig Nachschub kommt. Mehr als 300 Satelliten hat Planet bereits erfolgreich ins All gebracht, mehr- mals im Jahr kommen neue dazu. Zum Abschluss des Jahres 2018 schickte Planet insgesamt 33 Satel- liten bei drei Raketenstarts in die Erdumlaufbahn. Nachdem „Planet’s Mission 1“, das tägliche Ab- lichten der gesamten Erdoberfläche, Mitte 2017 für geglückt erklärt wurde, plant Planet bereits den Eintritt in neue Sphären. Im Juli 2018 präsentierte CEO Marshall seine Vision der „abrufbaren Erde“: die Möglichkeit, physische Veränderungen auf der Erde zu indizieren und für alle such- und auffind- bar zu machen. Massimiliano Vitale leitet die Steuerzent- rale der Planet-Satel- liten in Berlin. Zuvor wirkte er unter an- derem für die ESA an verschiedenen Erd- beobachtungsmissio- nen mit. 300 Satelliten hat Planet bereits erfolgreich in den Erdorbit gebracht. Ca. 140 Sa- telliten sind dauerhaft in Betrieb. 400 Mitarbeiter sind für Planet in Berlin und San Francisco tätig - Tendenz steigend. FOTOS: PLANET LABS INC.

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