Berliner Wirtschaft 3/2019
WelcheVor- undNachteile hat der Standort Berlin für das Unternehmen IVU? Nachteile fallen mir im Moment gar nicht ein. Den größten Vorteil sehe ich darin, dass der Standort Ber- lin sich bei der Gewinnung von neuen Mitarbeitern immer wieder als sehr vorteilhaft erweist. Wir schaf- fen es sehr gut, junge Menschen, die in Berlin studiert haben, in der Stadt zu halten und auch Absolventen aus anderen Städten anzulocken. An anderen Stand- orten ist das sehr viel schwerer. Auch die steigenden Mieten in Berlin können das bislang nicht stoppen. Im Jahr 2018 habenwir immerhin über 50 neue Mitarbei- ter einstellen können. Das spricht nicht nur für Berlin, sondern auch für die IVU. Womit können Sie Bewerber überzeugen? Wir bieten inhaltlich spannende Themen wie Mobi- lität und Smart City, die außerdem für Klimaschutz und Nachhaltigkeit stehen und eine hohe Wertschät- zung genießen. Außerdem lieben Ingenieure diese sehr komplexen Aufgabenstellungen, die wir zu bie- ten haben. Unsere Lösungenmüssen sich an den Fahr- plan halten, dieVerfügbarkeiten des Personals und der Fahrzeuge berücksichtigen. Andere Branchen planen schlicht in zwei oder drei Schichten, und fertig. In ei- nem Verkehrsbetrieb hat jeder Fahrer an jedem Tag seinen eigenen Einsatzplan. Baldwird es noch komplexer, wenn Sie Ladezeit und Reichweite von E-Bussen berücksichtigen müssen. Ja, herrlich. Komplexität ist unser Lebenselixier. Wir leben davon, dass es kompliziert ist. Wäre es einfach, würden Betriebe das mit Papier und Bleistift oder mit Excel selbst machen. Mit dem E-Bus auf einer Stra- ßenkreuzung stehen zu bleiben, ist eine Horrorvorstel- lung fürVerkehrsmanager.Wir müssen daher berech- nen, wie sich der Ladezustand der Batterie entwickelt. Das Alter der Batterie, die Verkehrsbedingungen und die Jahreszeit beziehen wir ein. Ladezeiten müssen geplant werden: Die Busse können nicht alle gleich- zeitig an die Steckdose, das wäre zu teuer. Ich schät- ze, zu rund 80 Prozent haben wir diese Komplexität schon heute im Griff. Tangiert Sie auch der Fahrermangel? Das ist ein ganz großes Thema in der Branche und da- mit auch für uns. Die Fahrer, die man hat, müssen ef- fizienter eingesetztwerden – zumBeispiel indemman ihre Zufriedenheit erhöht und so den Krankenstand senkt. Wir können das durch eine automatische Dis- position unterstützen, bei der das Personal selbstWün- sche zu den Schichtlagen eingeben kann, die dann ge- recht zugeteilt werden. Dr. Lutz Kaden IHK-Ansprechpartner für Verkehr Tel.: 030 / 315 10-415 lutz.kaden@ berlin.ihk.de 27 berliner wirtschaft 03 / 2019 schwerpunkt / Interview Martin Müller-Elschner Vorstandsvorsitzender Müller-Elschner ist der Chef des dreiköpfi- gigen Vorstands der IVU. Vorstandsmitglied ist er seit 2008, den Vorsitz übernahm er 2010. Die Firma wur- de 1976 gegründet. Im Jahr 2000 folgte der Börsengang. Beschäf- tigt werden rund 500 Mitarbeiter. 2017 lag der Umsatz bei 71 Mio. Euro. FOTOS: CHRISTIAN KIELMANN
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