Berliner Wirtschaft 2/2020

Auch im Falle von Inklusion unterstützt die Verbundberatung und vermittelt Partnerbetriebe zur Ergänzung fehlender Ausbildungsinhalte von Adina Engelhardt   und Anika Harnoth Mit inklusiver Ausbildung zur neuen Fachkraft E in Vorstellungsgespräch: Die Personalleite­ rin Amanda Zerban vomMövenpick Hotel Berlin sitzt einer zukünftigen Auszu­ bildenden im Rahmen der Verbundaus­ bildung gegenüber. Bei dem Termin ist eine wei­ tere Person anwesend – die Mutter von Lorraine Patschorke, die für sie dolmetscht. Denn Lorraine ist hörgeschädigt. Das Mövenpick Hotel Berlin ist seit vielen Jahren Partner der Verbundberatung Berlin und damit als Verbundpartner in der Ausbildung für andere Unternehmen aktiv, so auch für das Helm­ holtz-ZentrumBerlin für Materialien und Energie. Dort wird Lorraine Patschorke zur Köchin aus­ gebildet. Dazu gehören auch Ausbildungsinhalte wie „Zubereiten und Verarbeiten von Fisch und Fleisch“ und „Service – Umgang mit Gästen“, den sie in der Helmholtz-Kantine, wo die Gäste das Essen selbstständig wählen und entgegenneh­ men, nur zum Teil vermittelt bekommen kann und der durch das 4-Sterne-Superior Mövenpick Hotel Berlin ergänzt wird. Für Lorraine ist diese Verbundausbildung eine doppelte Herausforderung: ein kurzer Aus­ bildungsabschnitt in einer fremden Umgebung und jeden Tag mit fremdenMenschen imKontakt, denen ihre Einschränkung nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Gut, wenn dann in Unternehmen wie dem Mövenpick Hotel Berlin Inklusion gelebt wird. Denn hier arbeitet seit Jahren Kevin Kurpat – gelernter Koch und zu 100 Prozent gehörlos –, er war somit der „Ausbilderbuddy“ von Lorraine. Er nahm mit viel Freude die wichtige Rolle als Mentor ein und förderte die Integration dieser jungen Fachkraft ins Restaurant- und Küchen­ team. Er weiß aus eigener Erfahrung, welche Ängste ein Gehörloser an einem neuen Arbeits­ platz haben könnte. Lorraine beschreibt es so: „Einen Mitarbei­ ter mit derselben Beeinträchtigung zur Seite zu haben, hat mir meine Unsicherheit schnell genommen.“ Für Kevin Kurpat ist es ein weite­ rer Schritt hin zu seinem beruflichen Ziel, eines Tages der erste gehörlose Küchenchef zu sein, also auch eine Form der Personalentwicklung. Häufig zeichnen sich Menschen mit Ein­ schränkungen durch besondere Begabungen aus. Durch Inklusion erschließt sich den Unternehmen eine völlig neue Zielgruppe an Fachkräften und Auszubildenden. Auch der positive Einfluss auf den sozialen Zusammenhalt im häufig stressigen Arbeitsalltag ist nicht zu verkennen. Bei Bedarf einer Verbundausbildung kann die durch das Land Berlin geförderte Verbundbera­ tungmitPartnerunternehmen, in denen Inklusion Teil des Personalmanagements ist, weiterhelfen. Für die Einrichtung von Ausbildungs- oder Arbeitsplätzen für Menschen mit Beeinträchti­ gungen stellt u. a. die Agentur für Arbeit Förder­ gelder zur Verfügung. ■ Ein Glücksfall für Lorraine Patschorke: Kevin Kurpat, Koch im Mövenpick Hotel Berlin und ebenfalls gehörlos, wurde ihr Mentor und Mutmacher FOTOS: AMIN AKHTAR, FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG Informationen zur Verbundberatung verbundberatung-berlin.de marktplatz-verbund- ausbildung.de Kerstin Josupeit, Projektleiterin Verbundberatung Tel.: 030 / 63 41 52-00 josupeit@verbund- beratung-berlin.de 51 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 02 | 2020 FACHKRÄFTE | Verbundausbildung

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