Berliner Wirtschaft 2/2020

Rays oder auch Videospiele bis zu 70 Prozent günstiger gegenüber dem Neupreis angeboten, auf ubup.com können Kleidung und Accessoires aus zweiter Hand geshoppt werden. Nach einer von Momox in Auftrag gegebenen repräsentati- ven Umfrage sei neben demPreis (90 Prozent) und dem Zustand eines Artikels (89 Prozent) auch der Nachhaltigkeitsaspekt für Secondhand-Kunden ein wichtiger Kaufgrund (82 Prozent). Für reBuy ist Nachhaltigkeit sogar der zent- rale Treiber. Der Online-Marktplatz macht zwei Drittel seines Umsatzes mit gebrauchter Elektro- nik, Handys vor allem, aber auch Tablets, Kame- ras, Lautsprecher, Spielkonsolen oder Smart- watches. Laut Dr. Philipp Gattner, Geschäfts- führer der reBuy reCommerce GmbH, habe man bisher allein durch denWiederverkauf von Han- dys unter anderem rund 45.000 Tonnen CO 2 , 18 Tonnen Aluminium und zwölf Tonnen Kupfer eingespart. Zudem werden die reBuy-Produkte passgenau verpackt, um unnötigen Papiermüll und Füllstoffe zu vermeiden, der Versand von CDs, Büchern und DVDs kommt völlig ohne Plas- tik aus, und bei Elektronik ist der Plastikanteil auf ein Minimum reduziert. Die elektronischen Secondhand-Geräte lagern auf 10.000 Quadratmetern imLogistikzentrum in Berlin-Rudow und werden entweder dort oder am zweiten Logistikstandort im polnischen Poz- nan von Experten überprüft, diversen funktiona- len Tests unterzogen und notfalls repariert. Pri- vate Verkäufer bieten ihre gebrauchten Produkte online an, bekommen sofort einen Angebotspreis und schicken sie dann an reBuy – bis ein Artikel zumWiederverkauf bereit ist, wird der Noch-Be- sitzer per E-Mail auf dem Laufenden gehalten. Trotz allem E- bzw. dem sogenannten „Online-Re-Commerce“ sind es auch immer noch die Läden um die Ecke, die beliebt sind. Andreas Boeck, Inhaber des Schöneberger Kinder- Secondhandladens Trollby, erzählt in seinem Shop von Eltern, die ihren Nachwuchs vom Strampler über den Kindergartenrucksack bis zur kompletten Ausstattung zum Saisonwech- sel komplett eindecken – offline. Unter seinen Kunden seien erstaunlich viele Berlin-Besucher. „Weil Babys und Kinder eine empfindliche Haut haben, sind gebrauchte Kleidungsstücke besonders zu empfehlen“, weiß Boeck, „denn schädliche Farb- und chemische Stoffe sind da bereits ausgewaschen.“ Weiteres Pro für Käu- fer: Kinder wachsen schnell, deswegen sind die Kleidungsstücke oft kaum getragen. „Irgend- wann haben sie aber ihren Zweck erfüllt und müssen entsorgt werden“, sagt der Trollby-Chef. „So schließt sich dann auch dieser Kreis.“ ■ Secondhand am laufenden Band: Momox, der größte Online-Gebraucht- warenhändler Deutschlands, hat seit seiner Gründung 2006 mehr als 200 Mio. Artikel verkauft Dr. Mateusz Hartwich, IHK-Experte für den Einzelhandel Tel.: 030 / 315 10-827 mateusz.hartwich@ berlin.ihk.de Heiner Kroke Geschäftsführer Momox GmbH Ob und zu welchem Preis ein Artikel angekauft wird, entscheiden nicht wir mit unserem Bauchgefühl, sondern Algorithmen. 39 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 02 | 2020

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